Bei Streiks gegen Sparprogramm der griechischen Regierung verletzten Randalierer Ex-Minister

Athen. Vermummte Demonstranten haben sich in Athen Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Die Krawalle brachen am Rande eines zunächst friedlichen Protestes gegen das Sparprogramm der griechischen Regierung aus. Vor dem Parlament attackierten Randalierer die Polizei mit Brandflaschen.

Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein. Immer wieder waren Explosionen zu hören. Zahlreiche Menschen flüchteten aus dem Zentrum der Hauptstadt. Streiks gegen den Sparkurs der Regierung legten zudem weite Teile des Landes lahm.

Die Randalierer versuchten, das Finanzministerium in Athen mit Brandbomben anzustecken. Die Polizei konnte sie jedoch daran hindern. Mit Faustschlägen verletzten Unbekannte den ehemaligen Minister und jetzigen Abgeordneten der konservativen Partei, Kostis Hatzidakis, den sie auf der Straße vor dem Parlament antrafen. Hatzidakis rettete sich mit blutüberströmtem Gesicht in ein Gebäude. Das Büro des Abgeordneten teilte später mit, er sei außer Lebensgefahr.

Weitere drei Menschen wurden nach Krankenhausangaben leicht verletzt. Zehn Randalierer wurden festgenommen. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage wieder, wie Augenzeugen berichteten. Auch in der Hafenstadt Thessaloniki kam es zu Ausschreitungen. Dort wurden nach Polizeiangaben 30 Personen festgenommen.

In Athen gingen nach Schätzungen der Polizei mehr als 20 000 Menschen auf die Straße, um friedlich gegen das Sparprogramm zu protestieren. Die Veranstalter sprachen von 50 000 Demonstranten. Sie skandierten "Diebe, Diebe" vor dem Parlament und forderten, dass die Verantwortlichen für die dramatische Finanzlage des Landes auf dem zentralen Syntagma-Platz gehängt werden sollten.

Wegen des Generalstreiks fielen gestern landesweit alle Flüge aus, Fähren blieben in den Häfen, auch Busse und Bahnen sowie die Schulen wurden bestreikt. Nachrichten gab es im Fernsehen und Radio nicht, weil auch die Journalisten die Arbeit niederlegten.

Am Morgen hatte das Parlament ein Sparpaket beschlossen, das eine Voraussetzung für das Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union in Höhe von 110 Milliarden Euro ist. Vorgesehen sind etwa Lohnkürzungen bei staatlichen Bus- und Bahngesellschaften sowie eine Gesetzesänderung, mit der Tarifabschlüsse auf Firmenebene erleichtert werden. Zudem sollen Abfindungen bei Entlassungen halbiert werden. In den kommenden Tagen soll der Sparhaushalt 2011 verabschiedet werden.

"Wir setzen Reformen in die Tat um, an die sich niemand in den vergangenen Jahrzehnten herangetraut hat", sagte Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Es gebe keine Alternative außer dem Bankrott des Landes. Die Streiks sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.