Streit um Kyoto II beherrscht den Klimagipfel in Cancún

Cancún. Seit mehr als zehn Tagen wird in Cancún über den Schutz des Klimas verhandelt, doch die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg dürfte wohl erst nach dem offiziellen Schlusstermin am heutigen Freitag irgendwann in der Nacht zu Sonnabend fallen. "Es wird bis zur letzten Minute gepokert werden", erwartet der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen. Dabei geht es gar nicht um einen "großen Wurf", sondern, so Röttgen, um "kleine Schritte" hin auf ein späteres umfassendes Abkommen. Doch es geht um mehr: Scheitert nach Kopenhagen auch Cancún, würde dies den gesamten Uno-Klimaschutzprozess infrage stellen.

Heikelster Punkt der Verhandlungen ist die Zukunft des Kyoto-Protokolls, dessen erste Verpflichtungsperiode 2012 ausläuft. Die Industriestaaten müssten sich für die Zeit danach "zu substanziellen und konkreten Emissionsminderungszielen bekennen", drängt Chinas Unterhändler Xie Zhenhua die Delegierten aus 194 Staaten.

Dagegen argumentieren Japan, hinter vorgehaltener Hand auch Kanada und Russland, eine Fortschreibung des Protokolls mache ohne verbindliche Auflagen auch für die USA und China keinen Sinn.

Die EU-Staaten stellen sich in Cancún tendenziell hinter die Forderung Chinas und anderer Schwellenländer nach einem Kyoto II. "Nach dem Willen der EU soll es eine weitere Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls geben", sagte Röttgen. Er räumt allerdings ein, dass der Klimaeffekt von Kyoto allein begrenzt ist. "Wir brauchen die Beiträge anderer Länder, auch der USA und China, die ja zusammen 40 Prozent der weltweiten Emissionen ausmachen", sagte er.

Alle anderen auf der Klimakonferenz anstehenden Fragen, Vereinbarungen zum Waldschutz oder beim Aufbau des Anpassungsfonds für Schwellen- und Entwicklungsländer, treten in den Hintergrund. Fortschritte bei der CO2-Minderung werden in Cancún ohnehin nicht erwartet.