Neue Absage für die Nobelpreis-Verleihung in Oslo

Peking. China will einen Tag vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo heute einen eigenen Friedenspreis verleihen. Damit sollten die Friedensansichten des chinesischen Volkes dargelegt werden, hieß es in einer Erklärung des Preiskomitees. Ausgezeichnet werden soll der frühere taiwanische Vizepräsident Lien Chan. Die Idee für einen eigenen chinesischen Friedenspreis wurde erstmals am 17. November in einer Boulevardzeitung der Kommunistischen Partei ventiliert.

Der chinesische Außenamtssprecher Jiang You warf dem Nobelpreiskomitee unterdessen vor, es orchestriere "eine Anti-China-Farce". "Wir werden uns nicht wegen der Einmischung von ein paar Clowns ändern und nicht von unserem Weg abkommen", sagte er.

Die chinesische Regierung hatte sofort nach der Bekanntgabe der Friedensnobelpreisentscheidung Anfang Oktober empört reagiert. Der inhaftierte Liu, 54, wurde als Verbrecher bezeichnet und die Wahl zum Versuch des Westens erklärt, Chinas Aufstieg zu stoppen. Zudem wurde eine Kampagne gestartet, andere Länder zum Boykott der Friedensnobelpreis-Zeremonie zu bewegen. Knapp 20 Staaten wollen dem Aufruf bislang folgen, darunter Russland, Pakistan, Venezuela, Kuba, Saudi-Arabien und der Iran. Weder Liu noch seine Frau, die unter Hausarrest gestellt wurde, werden an der Zeremonie morgen in der norwegischen Hauptstadt Oslo teilnehmen können.

Inzwischen kündigte auch der serbische Außenminister Vuk Jeremic den Boykott der Friedensnobelpreis-Gala an. Serbien "nehme Menschenrechtsverletzungen sehr ernst", doch die Beziehungen zu China seien vorrangig, sagte er. Die Europäische Union und Menschenrechtsgruppen kritisierten die Entscheidung Serbiens. Er sei "schockiert", sagte der EU-Parlamentarier Jelko Kacin. "Kein Beitrittskandidat hat auf diese Weise seinen Gehorsam" gegenüber China unter Beweis gestellt, sagte Kacin. Serbische Menschenrechtsgruppen riefen die Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen.