Als Quelle für WikiLeaks diente offenbar wieder der US-Soldat Bradley Manning

Berlin/Washington. 2,5 Millionen US-Beamte und Soldaten haben Zugriff auf das Geheimnetzwerk SIPRNet. In diesem geheimen Netzwerk sollten Dokumente des Außen- und Verteidigungsministeriums bis zur zweithöchsten Geheimhaltungsstufe sicher übermittelt werden. Gegen Angriffe von außen schien es gut gerüstet - doch die Attacke kam wohl aus den eigenen Reihen. Davon profitiert nun die Enthüllungsplattform WikiLeaks.

Als Quelle der brisanten Dokumente aus dem diplomatischen Dienst der USA gilt einmal mehr der US-Soldat Bradley Manning. Der Analyst des US-Militärgeheimdienstes wurde im Mai verhaftet - nach der WikiLeaks-Veröffentlichung eines drei Jahre alten Videos aus einem US-Kampfhubschrauber, das zeigt, wie die Besatzung auf Zivilisten in Bagdad schießt. Manning soll während seines Irak-Einsatzes geheime Datensätze von Computern heruntergeladen und sich damit selbst im Internet gebrüstet haben.

"Schwache Server, unzureichende Aufzeichnungen (der Aktivitäten im Netz), schwacher Zugriffsschutz, schwache Spionageabwehr, nachlässige Signalanalyse, ein komplettes Desaster", lautete damals Mannings vernichtendes Urteil über das SIPRNet. Offenbar schmuggelte Manning die geheimen Daten auf selbst gebrannten CDs nach außen, die er während seiner Dienstzeit in Bagdad kopiert hatte. Manning, der nach der Verhaftung im Mai am 5. Juli nach US-Militärrecht wegen Geheimnisverrats angeklagt wurde, droht eine gewaltige Strafe. Sollte er schuldig gesprochen werden, muss er mit bis zu 52 Jahren Haft rechnen.

Manning ist aber vermutlich nicht die einzige undichte Stelle im SIPRNet, da bekanntlich Millionen US-Beamte und -soldaten Zugriffsrechte auf das Geheim-Netzwerk besitzen. Selbst Material mit der Klassifizierung "Top Secret" soll immerhin noch etwa 850 000 Amerikanern zur Verfügung stehen. Sollte SIPRNet tatsächlich derart schlecht gegen unbefugte Zugriffe von innen geschützt sein, wird US-Außenministerin Hillary Clinton auch in der Zukunft nicht vor bösen Überraschungen gefeit sein. (HA)