Haushaltsdefizit in Griechenland noch größer als angenommen

Athen. Als Folge eines noch größeren Haushaltsdefizits als bislang angenommen bringt der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou erstmals eine Streckung der Rückzahlungsfrist für die an das Land vergebenen Kredite ins Gespräch. "Diese Frage steht bereits im Raum", sagte Papandreou der Zeitung "To Proto Thema". Griechenland war im Frühling mit einem 110-Milliarden-Euro-Rettungspaket von EU und IWF vor der drohenden Pleite vorerst gerettet worden.

Am Wochenende hatte es mehrere Dringlichkeitssitzungen der für die Finanzen zuständigen Minister unter Vorsitz des sozialistischen Regierungschefs Papandreou gegeben. Während bei dem griechischen Defizit bis September die Rede von knapp 14 Prozent war, soll das Defizit jetzt etwa 15,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen. Die EU wollte am Montag die genaue Zahl nennen. Die Griechen müssten demnach etwa 4,5 Milliarden Euro zusätzlich sparen.

Papandreou hatte zuletzt eine drastische Sparpolitik durchgesetzt, um das Land vor dem Staatsbankrott zu retten. Dagegen gab es Streiks und massive Proteste. Zudem wird die griechische Wirtschaft dieses Jahr um etwa 4,5 Prozent schrumpfen. Als Folge ist die Arbeitslosigkeit von neun Prozent im August 2009 auf 12,2 Prozent im gleichen Monat dieses Jahres gestiegen.

Dennoch gingen die regierenden Sozialisten gestern als Sieger aus der zweiten Runde der Regional- und Kommunalwahlen hervor. Papandreous Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) konnte erstmals seit 24 Jahren wieder Athen erobern. Neuer Bürgermeister ist jetzt Giorgos Kaminis. Nach Hochrechnungen lagen die Sozialisten in acht von 13 Regionen Griechenlands klar vorn. Die Wahlbeteiligung erreichte mit nur knapp 40 Prozent ein historisches Tief.