Die Gewalt zwischen Minderheiten und der Armee eskaliert

Bangkok. Einen Tag nach der Parlamentswahl in Birma ist es im Grenzgebiet zu Thailand zu Gefechten zwischen Rebellen und der Armee gekommen. Nach unbestätigten Augenzeugenberichten wurden dabei fünf Menschen getötet. Artillerie- und Granatenfeuer traf auch die thailändische Stadt Mae Sot, wo sieben Menschen verletzt wurden. Mehrere Tausend Menschen flüchteten aus Birma über die Grenze, wie der thailändische Heereskommandeur Wannatip Wongwai berichtete.

Nach Angaben von Augenzeugen hatte die bewaffnete Buddhistische Armee der Karen-Minderheit in der birmanischen Stadt Myawaddy die Polizeistation und andere öffentliche Einrichtungen besetzt, um gegen die Wahl zu protestieren. Dagegen ging die Armee vor. Die Karen-Miliz, die zuletzt mit der Militärjunta verbündet war, hatte sich auch geweigert, sich wie verlangt vor der Wahl als Grenzschutztruppe der Armee zu unterstellen.

Die Parlamentswahl am Sonntag war die erste seit 20 Jahren in Birma. Die Militärjunta wollte damit nach eigenen Angaben eine Demokratisierung einleiten. Regimekritiker bezeichneten die Wahl jedoch als unfrei und unfair, weil Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi von einer Kandidatur ausgeschlossen wurde. Zudem warfen Oppositionsparteien den Militärs Wahlbetrug vor. Auch US-Präsident Barack Obama kritisierte den Ablauf der Wahl. "Es ist inakzeptabel, eine Wahl zu stehlen, wie es das Regime in Birma vor den Augen der ganzen Welt wieder gemacht hat", sagte er gestern in Neu-Delhi. "Wenn friedliche Demokratiebewegungen - wie zum Beispiel in Birma - unterdrückt werden, dann können die Demokratien der Welt nicht still bleiben."

Birma, das mehr als 50 Millionen Einwohner hat, wird seit 1962 von Militärs regiert. Ethnische Minderheiten stellen ein Drittel der Bevölkerung. Die Karen sind die zweitgrößte Gruppe, ihre Zahl wird auf 3,5 bis sieben Millionen geschätzt. Viele sind Christen.

In einigen grenznahen Gebieten war die Wahl aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Seit einigen Wochen wird ein hartes Vorgehen des Militärregimes gegen bewaffnete Gruppen der Minderheiten befürchtet. Die Parlamentswahl 1990 in Birma hatte die Nationale Liga für Demokratie von Suu Kyi haushoch gewonnen. Doch die Militärs erkannten den Sieg nicht an. Die Friedensnobelpreisträgerin steht weiter unter Hausarrest. Es gab aber Andeutungen, dass sie nach der Wahl freikommen könnte.