Auch Zusammenarbeit bei Atomwaffen geplant

London. Großbritannien und Frankreich haben eine enge militärische Partnerschaft vereinbart, um angesichts klammer Kassen Geld zu sparen. Premierminister David Cameron und Präsident Nicolas Sarkozy unterzeichneten gestern in London mehrere Abkommen, die unter anderem die Zusammenarbeit bei der Atomwaffenforschung und eine gemeinsame Eingreiftruppe für internationale Einsätze vorsehen. Die beiden Staaten sind die einzigen Atommächte in Westeuropa und haben die höchsten Rüstungsausgaben.

"Heute öffnen wir ein neues Kapital in der langen Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Frankreich bei Verteidigung und Sicherheit", sagte Cameron. Die beiden Länder wollen etwa bei der Forschung an atomaren Sprengköpfen zusammenarbeiten. Weil Atomtests verboten sind, wird inzwischen in komplexen Simulationszentren gearbeitet, wo die Sicherheit der Waffen erprobt wird. Außerdem sollen der französische Flugzeugträger "Charles de Gaulle" und der britische Träger, der derzeit im Bau ist, so umgebaut werden, dass beide Länder ihre Flugzeuge vom Träger des jeweiligen Partners aus einsetzen können. Ziel ist, dass langfristig immer einer der beiden Flugzeugträger auf See ist.

Die gemeinsame Eingreiftruppe soll die Stärke einer Brigade haben und an Einsätzen der Nato, der EU oder der Uno beteiligt werden. Die Einheit soll auch Unterstützung von Luft- und Marinestreitkräften bekommen. Außerdem verhandeln die beiden Staaten mit dem Rüstungskonzern EADS über einen Vertrag zur Wartung ihrer künftigen Flotte von Militärtransportern des Typs Airbus A400M, der auch von Deutschland bestellt wurde. Die neue britische Regierung hatte in der vergangenen Woche ein milliardenschweres Sparprogramm im Verteidigungsbereich angekündigt. Sie steht nach umfangreichen Hilfen für die Bankenbranche in der Finanzkrise unter massivem Druck, ihren Haushalt zu sanieren.

Cameron geht davon aus, dass die US-Regierung die Vereinbarungen befürwortet. Auch die USA wollten, dass Großbritannien und Frankreich das Beste für ihr Geld erhielten, sagte der Premierminister.

Großbritannien und Frankreich hatten bereits 1998 in St. Malo vereinbart, ihre Kräfte zu bündeln und innerhalb der EU die sicherheitspolitische Zusammenarbeit voranzutreiben. Dies löste Sorgen in der deutschen Rüstungsindustrie aus, dass eine zu enge Kooperation der beiden größten Rüstungskäufer in Europa zulasten der deutschen Unternehmen gehen könnte. Der Irak-Krieg entzweite Großbritannien und Frankreich später: Die britische Regierung schickte damals Soldaten, während Frankreich den Krieg strikt ablehnte.