Ein Ableger des Al-Qaida-Netzwerks bekennt sich zu der Tat

Bagdad/Berlin. Blutiges Ende einer Geiselnahme: In einer katholischen Kirche in Bagdad sind mindestens 52 Menschen getötet und 67 weitere verletzt worden, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Eine Gruppe schwer bewaffneter Extremisten hatte die Gläubigen am Sonntagabend während des Gottesdienstes überfallen. Nach vier Stunden stürmten irakische Sicherheitskräfte die Kirche. Zu der Geiselnahme bekannte sich eine islamistische Gruppierung mit Verbindungen zu al-Qaida.

Papst Benedikt XVI., die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierten entsetzt auf den Anschlag und sprachen den Christen im Irak ihr Mitgefühl aus. Die Bundesregierung forderte den Schutz der Christen im Irak. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Regierung sei "entsetzt und traurig" über die blutige Geiselnahme.

Bewaffnete hatten die Kirche in der Hauptstadt am Tag vor Allerheiligen in ihre Gewalt gebracht. Sie drohten damit, die etwa 120 irakischen Christen in dem Gotteshaus zu töten, wenn inhaftierte Kämpfer der Gruppe in Ägypten und dem Irak nicht freigelassen würden. Als die Polizei die Kirche stürmte, zündeten einige Geiselnehmer Sprengstoffgürtel und warfen Handgranaten. Zu dem Anschlag bekannte sich der irakische Al-Qaida-Ableger Islamischer Staat Irak (ISI). Wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, erklärte die radikalislamische Bewegung, eine "Gruppe wütender Gotteskrieger" habe die Kirche überfallen, die "schon immer von den Christen im Irak als Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam" genutzt worden sei. Christen im Irak werden immer wieder Ziel von Gewalttaten. Ende 2008 wurden bei einer Anschlagsserie 40 Christen getötet.