Grüne verhindert im Ringen um Präsidentenamt absolute Mehrheit

Brasília. Bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien muss die von Amtsinhaber Luiz Inacio Lula da Silva unterstützte Kandidatin Dilma Rousseff in die Stichwahl. Wegen des überraschend starken Abschneidens der Grünen-Kandidatin holte Rousseff in der ersten Runde am Sonntag zwar die meisten Stimmen, verpasste aber die absolute Mehrheit. Ihr Gegner in der Stichwahl am 31. Oktober ist der Ex-Gouverneur von São Paulo, José Serra.

Rousseff kam auf knapp 47 Prozent, Oppositionschef José Serra auf 33 Prozent. Eine Nachwahlbefragung für den TV-Sender Globo hatte Rousseff zunächst bei 51 Prozent gesehen. Im Laufe der Stimmauszählung wurde dann allerdings deutlich, dass sich die 62-jährige frühere Guerillakämpferin doch einer zweiten Runde stellen muss, bevor sie möglicherweise die erste Frau an der Spitze Brasiliens wird. Nicht zuletzt das überraschend starke Abschneiden der Grünen-Kandidatin Marina Silva, die 19 Prozent der Stimmen verbuchte, stoppte Rousseffs Durchmarsch.

"Wir haben eine siegreiche Idee verteidigt und Brasilien hat unseren Ruf gehört", sagte Silva. Die frühere Umweltministerin unter Lula holte rund fünf Prozentpunkte mehr, als die Umfragen vor dem Urnengang hatten erwarten lassen. Silva könnte nun eine entscheidende Rolle bei der Stichwahl spielen, denn ihr Stimmenanteil entscheidet, wer am 31. Oktober das Rennen macht.

Insgesamt waren am Sonntag knapp 136 Millionen Brasilianer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. In Brasilien herrscht Wahlpflicht. Nach Angaben der Wahlkommission kam es während der Stimmabgabe zu keinen gewaltsamen Zwischenfällen. Allerdings wurden rund 650 Menschen wegen mutmaßlichen Wahlbetrugs verhaftet. Sie sollen unter anderem Stimmen gekauft haben.

Offiziell übergibt Lula das Amt am 1. Januar 2011 an seinen Nachfolger. Zu den größten Herausforderungen der kommenden Jahre gehören der Kampf gegen Gewalt und Korruption in dem Land sowie die Verbesserung des Bildungs- und des Gesundheitssystems. In Brasilien findet 2014 die Fußball-WM statt, zwei Jahre später richtet das Land die Olympischen Spiele aus.