Istanbul. Rund 200 Mitglieder eines christlich-orthodoxen Vereins aus den USA wollen morgen einen Gottesdienst in dem einstigen Gotteshaus Hagia Sophia in Istanbul feiern. Die türkische Regierung kündigte an, das Vorhaben verhindern zu wollen. Obwohl religiöse Zeremonien dort seit 75 Jahren untersagt sind, teilte die Gruppe Free Agia Sophia Council of America ihren Plan in einem Brief an Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit. Kopien davon gingen auch an die Vereinten Nationen und die Europäische Union.

Türkischen Presseberichten zufolge beraten die Regierungen in Ankara, Athen und Washington bereits, wie die Aktion und die zu erwartenden Proteste zu verhindern sind. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel distanzierte sich von der Aktion.

Die ursprünglich im vierten Jahrhundert erbaute Hagia Sophia von Konstantinopel gehörte über 1000 Jahre zu den wichtigsten Kirchen der Christenheit; sie war Krönungskirche der byzantinischen Kaiser. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde sie zur Moschee umgewidmet und diente 500 Jahre lang als wichtigste Moschee des Osmanischen Reiches. Die laizistische Türkische Republik unter Kemal Atatürk erklärte das Bauwerk schließlich zum Kulturdenkmal und Museum. Um Streit zwischen den Religionsgemeinschaften zu vermeiden, darf es seither nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt werden.