Benedikt XVI. hat sich auf seiner Großbritannien-Reise erschüttert über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche geäußert

Edinburgh. Viele schwenken gelb-weiße Fahnen. Noch mehr der 125 000 Menschen auf den Straßen von Edinburgh halten ihr Handy in die Luft, um ein Foto des Papstes zu erhaschen. Normalerweise ist es Benedikt XVI., der Audienzen gewährt. Diesmal ging der Papst zur Audienz bei der Queen. Vor historischer Kulisse begrüßte Königin Elizabeth II. das katholische Kirchenoberhaupt auf ihrem schottischen Sitz Holyroodhouse in Edinburgh. Nationalhymnen, Ehrengarden und Dudelsackpfeifer bildeten den Auftakt seiner viertägigen Großbritannien-Reise.

Elizabeth II., die seit 1951 mit fast allen Päpsten zusammengetroffen ist, sparte nicht mit Lob für die katholische Kirche und für den Vatikan. Der Heilige Stuhl habe wertvolle Dienste zur Verbesserung der Situation in Nordirland geleistet. Er spiele eine wichtige internationale Rolle für Frieden, Entwicklung und gegen den Hunger in der Welt. Das Treffen zwischen dem Papst und der Queen, die auch Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist, war angesichts des fast ein halbes Jahrtausend währenden schwierigen Verhältnisses von symbolischer Bedeutung. "Aus Erfahrung wissen wir, dass durch engagierten Dialog alter Argwohn überwunden und gegenseitiges Vertrauen gestärkt werden kann", erklärte die Königin.

Benedikt XVI. betonte in seiner Rede wie auch die Queen die christlichen Grundlagen Europas und des Gastlandes. Auch in einer multikulturellen Gesellschaft wie dieser müssten die traditionellen Werte bewahrt bleiben, dürfe der "christliche Grund nicht verdunkelt" werden. Besondere Aufmerksamkeit fanden aber seine Äußerungen zur deutschen Vergangenheit: Er würdigte den Widerstand Großbritanniens gegen die "Nazi-Tyrannei" - die "Gott aus der Gesellschaft entfernen und vielen das allgemeine Menschsein absprechen wollte", vor allem den Juden. Das Bild der katholischen Kirche in der britischen Öffentlichkeit wird derzeit vor allem von dem Skandal um den Missbrauch von Kindern durch Geistliche getrübt. Auf dem Flug nach Schottland räumte Benedikt so deutlich wie nie zuvor Versäumnisse der Kirche im Zusammenhang damit ein. Es stimme ihn traurig, dass die Verantwortlichen nicht aufmerksam genug gewesen seien und nicht entschlossen genug gehandelt hätten, sagte Benedikt. Priester, die sich des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gemacht hätten, dürften nie mehr Zugang zu Kindern haben, sagte Benedikt.

Im Mittelpunkt der Reise steht die Seligsprechung des von der anglikanischen Kirche zum Katholizismus konvertierten Kardinals John Henry Newman, der im 19. Jahrhundert in Großbritannien wirkte.