Zwei weitere ultrakonservative Kandidaten gewinnen parteiinterne Wahlen der Republikaner

Hamburg/Washington. Bis Dienstag kannte kaum jemand außerhalb des US-Bundesstaates Delaware die Landespolitikerin Christine O'Donnell. Doch seit der Vorwahl der Republikanischen Partei für den Senat kennt ganz Amerika ihren Namen. Überraschend hat O'Donnell ihren scheinbar übermächtigen Gegenkandidaten, den zweimaligen Gouverneur und Parteiveteran der Grand Old Party (GOP), Mike Castle, mit 53 zu 47 Prozent aus dem Feld geschlagen.

Das Besondere daran: O'Donnell ist Anhängerin der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung, die eine Revolution von rechts gegen die liberale Politik von US-Präsident Barack Obama gestartet hat. Bei den Vorwahlen der GOP fallen nun viele etablierte Politiker aus dem Rennen, die den Tea-Party-Leuten zu liberal und zu wenig kämpferisch erscheinen. Dies war zuvor schon in Alaska, Kentucky, Colorado und Florida der Fall gewesen.

Bei den Kongresswahlen am 2. November werden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus neu vergeben, dazu 37 von 100 Senatorenposten. Ferner werden in 37 der 50 Bundesstaaten neue Gouverneure gewählt. Bei der Kandidatenkür der Republikaner für die Gouverneurswahl im Staat New York gewann der Tea-Party-Kandidat Carl Paladino gegen den früheren Abgeordneten Rick Lazio.

Die erzkonservative Bewegung hat ihren Namen von der "Boston Tea Party" 1773, als aufgebrachte amerikanische Siedler englischen Tee ins Hafenbecken von Boston warfen, um damit gegen die Importzölle der britischen Krone zu protestieren. Für ultrarechte Republikaner verkörpert Barack Obama ebenfalls einen Tyrannen, der die USA mit Steuern und rigiden Staatseingriffen quälen will. Obamas Demokratische Partei befürchtet angesichts steigender Arbeitslosigkeit und Armut sowie der wachsenden Erfolge der Tea-Party-Bewegung in den USA bereits eine erdrutschartige Niederlage bei den Kongresswahlen.

Der demokratische Senator Robert Menendez warnte mit Blick auf Christine O'Donnell allerdings vor einem fatalen Irrweg der Grand Old Party: "Die Republikaner haben eine ultrarechte Extremistin gewählt, die nicht die Werte in Delaware widerspiegelt." Selbst Carl Rove, der berüchtigte Stratege der Republikaner, räumte im erzkonservativen Sender FoxNews bezüglich O'Donnell ein: "Es gibt da eine Menge idiotische Dinge, die sie gesagt hat und die einfach keinen Sinn ergeben." Im Kampf um den früher vom jetzigen US-Vizepräsidenten Joe Biden gehaltenen Senatorenposten in Delaware trifft O'Donnell am 2. November auf den Demokraten Chris Coons.