Ex-Premier lobt George W. Bush in Memoiren als “Idealisten“

London. "Unerträglich", "schwierig", "null emotionale Intelligenz" - der frühere britische Premierminister Tony Blair hat in seinen Memoiren mit seinem Nachfolger und einstigen innerparteilichen Gegenspieler Gordon Brown abgerechnet. In dem gestern erschienenen Buch "A Journey" ("Mein Weg") schreibt Blair, Browns Zeit an der Regierungsspitze sei "eine Katastrophe" gewesen. Es sei von Anfang an "unklug" gewesen, dass ihn Brown als Premierminister ersetzt habe, schreibt Blair. "Es konnte nicht funktionieren." Der Schritt sei "weder politisch vernünftig noch demokratisch" gewesen. Im Nachhinein sei es aber leicht zu behaupten, er habe den Machtwechsel verhindern müssen. Es sei aber "nahezu unmöglich" gewesen.

Brown, bis dahin Finanzminister, übernahm im Jahr 2007 von seinem ewigen Rivalen Blair zunächst den Labour-Parteivorsitz, dann das Amt des Regierungschefs. Dass Brown die Nachfolge Blairs antreten sollte, hatte seit Langem festgestanden. Der zunehmend unpopuläre Blair löste sich aber nur zögernd von dem Amt, das er gut zehn Jahre innehatte. Blair gewann drei Parlamentswahlen in Folge - Brown verlor im Mai dieses Jahres gleich seine erste.

In der drei Jahre währenden Amtszeit Browns verbat Blair sich selbst öffentliche Kritik an seinem Nachfolger. In den Memoiren holt er dies nun nach: "Politisches Kalkül: ja. Politische Gefühle: nein. Analytische Intelligenz: absolut. Emotionale Intelligenz: null." Blair schreibt aber auch, er habe nie den Respekt vor der "Stärke, Fähigkeit und Brillanz" von Brown verloren. Brown sei der beste Finanzminister gewesen, den Großbritannien je gehabt habe.

Über den früheren US-Präsidenten George W. Bush äußert sich Blair positiver. Er beschreibt ihn als intelligent, als "wahren Idealisten" und als Mann von Integrität. In "A Journey" verteidigt Blair auch seine Entscheidung, 2003 gemeinsam mit den USA in den Krieg gegen den Irak zu ziehen. "Ich kann die Entscheidung nicht bedauern", schreibt er. Es wäre damals ein größeres Sicherheitsrisiko gewesen, Saddam Hussein nicht zu stürzen. Gleichwohl sei er "unendlich betrübt" über die vielen Toten des Krieges - britische Soldaten, Verbündete, irakische Zivilisten, Diplomaten. Die Zeit nach dem Einmarsch sei "furchtbar" gewesen, er habe aber nie den "Albtraum" erwartet, der sich dann abgespielt habe.

Blair berichtet auch von seinem Verhältnis zum Alkohol. Er habe "einen Whisky oder einen Gin Tonic vor dem Abendessen" getrunken, "dann ein oder zwei Gläser Wein". Er habe zwar geglaubt, er habe die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum, aber ihm sei auch klar gewesen, dass die Drinks dabei seien, ihm eine Stütze zu werden. Über die Zeit nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana schreibt Blair, er habe Königin Elizabeth II. damals gedrängt, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Und er habe befürchtet, dass sie ihn deswegen für anmaßend halte. Er selbst habe sie für "etwas hochmütig" gehalten.

Blair will alle Erlöse aus dem Verkauf seiner Biografie einer Hilfsorganisation spenden, die schwer verwundete Kriegsveteranen unterstützt. Medienberichten zufolge hat er bereits vor Veröffentlichung des Buches umgerechnet 5,6 Millionen Euro erhalten.