Aufgetauchte Bänder könnten Binalshibh-Prozess beeinflussen

Washington. In den USA sind Videobänder von einem Verhör eines wichtigen Terrorverdächtigen in einem der vor einigen Jahren vom Geheimdienst CIA im Ausland betriebenen Gefängnisse aufgetaucht. Die Videos könnten Hinweise darauf liefern, wie ausländische Regierungen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit dem US-Geheimdienst zusammengearbeitet haben. Und die Bänder könnten auch die Anklage gegen den Verdächtigen Ramzi Binalshibh beeinträchtigen.

Binalshibh gilt als eine der zentralen Figuren bei der Verschwörung zur Vorbereitung der Anschläge und war Mitglied der Hamburger Terrorzelle in der Marienstraße in Harburg. Er wurde in Pakistan festgenommen und 2002 in einer CIA-Einrichtung in der Nähe von Rabat in Marokko verhört. Die CIA hatte 2005 insgesamt 92 Videos von den Verhören von zwei anderen Al-Qaida-Verschwörern, Abu Zubaydah und Abd al-Nashiri, vernichtet. Damals wurde vermutet, dass damit alle Unterlagen zerstört worden seien. 2007 tauchten aber in einer Schachtel, die unter einem Schreibtisch der CIA-Abteilung für Terrorabwehr versteckt war, zwei Videobänder und ein Audioband vom Verhör Binalshibhs auf. Es sind damit vermutlich die letzten Belege für Verhöre in dem von der CIA betriebenen System von Geheimgefängnissen im Ausland.

Sollten die Videos in einem Prozess gegen Binalshibh zugelassen werden, dann könnten sie der Verteidigung wertvolle Argumente liefern. Vor Gericht hat sein Verteidiger schon die Freigabe von medizinischen Unterlagen beantragt. Sie vermuten, dass der Geisteszustand von Binalshibh durch die CIA-Verhöre stark gelitten hat. Er wird wegen Schizophrenie mit starken Medikamenten behandelt.

Verhörmethoden wie das berüchtigte Waterboarding, das simulierte Ertränken eines Gefangenen, sollen in Marokko bei der Vernehmung Binalshibhs nicht zum Einsatz gekommen sein, wie aus informierten Kreisen verlautete. Die Bänder zeigten aber nur, wie Binalshibh in einem Raum sitze und auf Fragen antworte, sagte ein Gewährsmann. Binalshibh wurde am 11. September 2002 festgenommen und mehrere Tage von CIA-Agenten in Afghanistan verhört.