Bagdads Generalstabschef will amerikanische Truppen bis 2020 in seinem Land haben

London. Der Irak ist nach Einschätzung eines hochrangigen Generals weit entfernt davon, ohne Unterstützung der US-Truppen für die Sicherheit im Land sorgen zu können. Um eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern, müsse der bis Ende kommenden Jahres geplante vollständige Rückzug der US-Soldaten verschoben werden, sagte Babakir Sebari in einem gestern veröffentlichten Interview der britischen Zeitung "Daily Telegraph".

"Wenn mich jemand zu dem Rückzug fragt, würde ich den Politikern sagen: Die US-Armee muss bleiben, bis das irakische Militär 2020 darauf vorbereitet ist", ergänzte der General. "Im Moment funktioniert der Abzug sehr gut, weil die US-Truppen noch hier sind. "Die Probleme würden jedoch nach 2011 anfangen. Die irakische Armee besteht momentan aus knapp 200 000 Soldaten. Im Februar hatte das Verteidigungsministerium angekündigt, rund 20 000 Offiziere der Streitkräfte des früheren Machthabers Saddam Hussein in die Armee einzugliedern. Trotz der Bedenken der irakischen Militärführung wollen die USA an ihrem Abzugsplan festhalten. "Wir liegen im Zeitplan, unsere Kampfmission bis Ende des Monats zu Ende zu führen", sagte Präsidentensprecher Robert Gibbs in Washington.

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama will Ende August die derzeit 64 000 US-Soldaten auf 50 000 reduzieren, die zur Unterstützung und Schulung der irakischen Soldaten im Land bleiben sollen. Der Sicherheitsberater von US-Vizepräsident Joe Biden, Anthony Blinken, sagte, nach 2011 solle die Präsenz der Soldaten zu Ausbildungszwecken nur noch in "Dutzenden" messbar sein. Seit ihrem Höhepunkt in den Jahren 2006 und 2007 ist die Gewalt im Irak zwar zurückgegangen. Allerdings ist im Juli die Zahl der bei Anschlägen und Schießereien getöteten Zivilisten wieder dramatisch gestiegen.

In US-Regierungskreisen wird davon ausgegangen, dass Extremisten der al-Qaida die instabilen politischen Verhältnisse für weitere Gewaltakte ausnutzen. Nach der irakischen Parlamentswahl im März konnte noch keine neue Regierung gebildet werden.

Unterdessen übernahm der US-General James Mattis den Oberbefehl über das US-Zentralkommando, dem die Federführung bei den Einsätzen im Irak und in Afghanistan obliegt. Sein Land werde die Einsätze mit "Standhaftigkeit und unablässigem Engagement" weiterverfolgen, sagte Mattis bei der Übergabezeremonie. Mattis, der der Marineinfanterie angehört, folgt dem bisherigen Kommandeur David Petraeus, der die Leitung des Einsatzes vor Ort in Afghanistan übernahm.