14 Millionen Menschen in Pakistan brauchen Hilfe. Uno startet bisher größte Spendenaktion

Genf/Islamabad. Nach massiver Kritik an seiner Auslandsreise während der Jahrhundertflut in Pakistan ist Präsident Asif Ali Zardari gestern in seine Heimat zurückgekehrt. Der Präsident plane nun einen Besuch im Katastrophengebiet, "um sich aus erster Hand ein Bild von der Zerstörung zu machen", sagte ein Regierungsvertreter.

Opposition und Öffentlichkeit warfen Zardari "Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid seines Volkes" vor: Er hatte seine Europareise nicht nur wie geplant zu Ende geführt, sondern sogar noch einen zunächst nicht vorgesehenen Abstecher nach Syrien unternommen, während die Flutkatastrophe mit schätzungsweise mehr als 1800 Toten immer größere Ausmaße annahm.

Politische Analysten bezeichneten Zardaris Abwesenheit als seinen schwersten politischen Fehler überhaupt. Seine Beliebtheitswerte sind Umfragen zufolge im Keller. In der englischen Stadt Birmingham hatte ein Pakistaner den Präsidenten mit seinen Schuhen beworfen, was in der islamischen Welt als Zeichen höchster Geringschätzung gilt.

Für die Helfer ist die Jahrhundertflut in Pakistan nach Einschätzung der Vereinten Nationen einer der schwierigsten Noteinsätze aller Zeiten. Die Hilfsorganisation Oxfam sprach gestern von einer "Mega-Katastrophe", die eine internationale "Mega-Reaktion" erfordere. Die Welthungerhilfe nannte die Flut eine "Katastrophe historischen Ausmaßes" und kündigte an, die Hilfe auszuweiten.

Knapp zwei Wochen nach dem Beginn der heftigsten Monsunregenfälle seit mehr als 80 Jahren sagte der Sprecher des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Andrej Mahecic, gestern in Genf: "Tausende Dörfer und Städte haben Überflutungen in einem solchen Maßstab seit Generationen nicht gesehen." Das Genfer Uno-Büro zur Koordination der humanitären Nothilfe spricht von 14 Millionen Opfern, die mittlerweile "direkt oder indirekt" von der Flut betroffen seien. Davon seien mindestens sechs Millionen akut auf "Unterstützung zum Überleben" angewiesen. Die Uno will heute in New York zu Spenden für die voraussichtlich größte Hilfsaktion in ihrer Geschichte aufrufen. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon hofft auf Zusagen über mehrere Hundert Millionen Dollar. Uno-Vertreter hatten das Hochwasser als schwerer als die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean, das Erdbeben von 2005 in Pakistan und das Beben in Haiti im Januar bezeichnet.