Karatschi. Bei schweren Unruhen nach der Ermordung eines prominenten Abgeordneten sind in der pakistanischen Metropole Karatschi mindestens 45 Menschen getötet worden. Fast 100 weitere erlitten nach Angaben der Polizei Verletzungen. Bewaffnete zogen mordend durch die Straßen, Dutzende Fahrzeuge und Geschäfte standen in Flammen. Die Sicherheitskräfte hatten Mühe, die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schulen und die meisten Geschäfte in der größten Stadt Pakistans blieben geschlossen.

Der Abgeordnete Raza Haider, der im Provinzparlament saß, wurde zusammen mit seinem Leibwächter am Vortag in einer Moschee bei einer Trauerfeier erschossen. Er gehörte der Partei Muttahida Qaumi Movement (MQM) an, die vor allem Nachkommen indischer Einwanderer repräsentiert. Ihr politischer Rivale ist die Awami Nationalpartei, deren Basis ethnische Paschtunen in Karatschi bilden. Zudem ist die MQM Koalitionspartner in der Zentralregierung und in der Provinzregierung in Sindh.

Die pakistanische Regierung machte die radikalislamischen Taliban sowie die verbotene Gruppe Sipah-e-Sahaba Pakistan (SSP) verantwortlich. Nach Angaben des Innenministeriums gab es im Zusammenhang mit dem Gewaltausbruch über Nacht 20 Festnahmen. Zunächst hatte es nach Angaben der Polizei auch gegen die Beisetzung Haiders am Dienstag Drohungen gegeben. Die Feierlichkeiten verliefen aber friedlich. Haiders MQM-Partei bekräftigte nach den Ereignissen ihre Forderung nach einem harten Vorgehen gegen Extremisten in dem Land. Nach jahrelangen Untersuchungen sei heute jedem klar, dass die beiden radikalen Gruppen Taliban und SSP in Karatschi seien, sagte ein Parteisprecher.

Gestern waren noch immer Schüsse zu hören, auch Feuer wurden in manchen Teilen der 16 Millionen Einwohner zählenden Stadt noch gelegt. Behördensprecher Jamil Soomro, sagte, Polizisten und Soldaten seien ausgerückt, um für Sicherheit zu sorgen. Die Unruhen seien das Werk von "Kräften, die die gewählte Regierung destabilisieren wollen", sagte Soomro. Karatschi, die größte Stadt Pakistans, wird immer wieder von ethnisch, politisch oder religiös motivierter Gewalt erschüttert.