Havanna. Angesichts seiner tief greifenden Wirtschaftskrise sieht sich Kuba zur Ausweitung der Privatwirtschaft gezwungen. Die Möglichkeit, in einigen Dienstleistungsbereichen auf eigene Rechnung zu arbeiten, bedeute aber keine Abkehr vom Kommunismus, sagte Wirtschaftsminister Marino Murillo bei der halbjährlichen Parlamentssitzung in Havanna. So soll die vor drei Monaten testweise eingeführte Privatisierung von Friseursalons auf andere Dienstleistungsbereiche ausgeweitet werden. Dadurch könne der Staat, der 90 Prozent der Wirtschaft kontrolliert, "sich um wichtigere Dinge" kümmern.

Hoffnungen der Bevölkerung auf einen tief greifenden Wandel in dem kommunistischen Karibikstaat erteilte Murillo eine Absage: "Man kann nicht von Reformen sprechen, wir prüfen eine Aktualisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells." Auch weiterhin sollten die Gesetze des Sozialismus und nicht des Marktes herrschen.

Die kubanische Regierung hatte schon einmal versucht, zusätzlich zum Staatssektor eine leistungsfähige Privatwirtschaft zu etablieren. Als nach dem Fall des Kommunismus in den Ostblockstaaten die massive Unterstützung der Sowjetunion wegfiel, erlaubte die kubanische Regierung in vielen Wirtschaftsbereichen die Selbstständigkeit. Weil insbesondere erfolgreiche Restaurantbetreiber Neid auslösten, wurden die Vorgaben für Selbstständige jedoch immer strenger.