Brüssel. Nur einen Tag nach dem grünen Licht der Mitgliedstaaten hat die EU gestern Beitrittsverhandlungen mit Island aufgenommen. Der Schritt sei "fünf bis sechs Jahre überfällig", sagte Islands Außenminister Össur Skarphéoinsson bei der offiziellen Verhandlungseröffnung. "Wir gehören in die Gemeinschaft."

Obwohl Island etwa als Mitglied des visafreien Schengen-Raums und des Europäischen Freihandels-Abkommens EFTA der EU bereits nahe steht, gibt es Probleme. Dazu gehört die Tilgung der Auslandsschulden nach dem Zusammenbruch der isländischen Internetbank Icesave in Höhe von 3,8 Milliarden Euro. Vor allem aber wird über Fischereipolitik und den Walfang in den kommenden Jahren gestritten werden. Zudem muss die Regierung in Reykjavik ihre EU-skeptische Bevölkerung noch für den Beitritt gewinnen. Island hatte der EU lange die kalte Schulter gezeigt und erst nach dem Kollaps des eigenen Finanzsystems vor einem Jahr den Beitrittsantrag in Brüssel eingereicht. Skarphéoinsson betonte, die "Sicherheit des Euro" sei ein wichtiges Motiv: Wäre der Inselstaat schon während der Finanzmarktkrise im Euroraum gewesen, dann hätte der Zusammenbruch mehrerer Banken wohl verhindert werden können.