Opfer der Roten Khmer in Kambodscha erwarten Höchststrafe für ihren ehemaligen Peiniger

Pnom Penh. Mehr als 30 Jahre nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha wird heute der erste Urteilsspruch über einen Verantwortlichen des Pol-Pot-Regimes erwartet. Der Prozess vor dem Völkermordtribunal gegen den berüchtigten Gefängnischef Kaing Guek Eav, genannt Duch, ist der erste Versuch der juristischen Aufarbeitung des grausamen Steinzeitkommunismus im Kambodscha der 70er-Jahre.

Duch leitete das unter dem Kürzel S-21 bekannte Foltergefängnis Toul Sleng, in dem bis zu 16 000 Männer, Frauen und Kinder als angebliche Staatsfeinde zu Tode gequält wurden. Während der 77 Verhandlungstage bekannte er sich zu seiner Verantwortung dafür und bat um Vergebung. Obwohl mit einem Schuldspruch wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerechnet wird, sehen viele Menschen in dem traumatisierten Land dem Urteil mit Spannung entgegen. Ein geringeres Strafmaß als die Höchststrafe lebenslanger Haft dürfte einen Aufschrei der Empörung auslösen. "Bevor ich sterbe, will ich nur noch Gerechtigkeit erleben", sagt Bou Meng, einer der wenigen Überlebenden von Toul Sleng. "Er hat alles gestanden", sagt der 69-Jährige. "Wenn er weniger als lebenslänglich kriegt, lässt mich das nur noch mehr leiden."

Unter der Herrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1979 verloren mindestens 1,7 Millionen Menschen ihr Leben; sie verhungerten, starben mangels medizinischer Versorgung, mussten sich zu Tode schuften oder wurden hingerichtet. Der Führer der Roten Khmer, Pol Pot, starb 1998. Duch ist der erste von fünf ehemals ranghohen Vertretern des Regimes, der sich vor dem Tribunal verantworten musste.