Lateinamerikanische Länder streiten um Seegebiet mit Ölvorkommen in der Karibik

Managua. Nach Venezuela hat auch Nicaragua Kolumbien mit einem militärischen Konflikt gedroht. Sollte Kolumbien in einem Meeresgebiet, das beide Länder für sich beanspruchen, Ölbohrkonzessionen vergeben, könne die Armee zum Einsatz kommen, sagte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega in Managua. Es müsse klar sein, "dass wir eine Armee haben, die sehr bereit ist zur Verteidigung der durch Kolumbiens expansionistische Politik bedrohten Souveränität" des Landes, fügte der linksgerichtete Präsident hinzu.

Kolumbien hatte Ölförderkonzessionen in dem umstrittenen Seegebiet ausgeschrieben. Der Streit um das rund 50 000 Quadratkilometer große Gebiet in der Karibik beschäftigt den Internationalen Gerichtshof bereits seit 2001. Mit seinen jüngsten Äußerungen verschärfte Ortega seinen Ton. Zuvor hatte er noch gesagt, seine Regierung wolle keine Konfrontation, sondern versuche seine Rechte vor dem Internationalen Gerichtshof geltend zu machen.

Venezuelas linksgerichteter Staatschef Hugo Chávez hatte am Donnerstag die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien abgebrochen und die Streitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Er warf dem kolumbianischen Staatschef Alvaro Uribe vor, einen Krieg vom Zaun brechen zu wollen. Damit reagierte er auf Uribes Aussage, es gebe Beweise dafür, dass sich vier Führer der kolumbianischen Rebellenbewegung Farc und ein Vertreter der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) auf venezolanischem Staatsgebiet befänden. Außerdem kritisiert Chávez die Stationierung von US-Soldaten im Nachbarland. Offiziell helfen die US-Truppen bei der Bekämpfung von Drogenbanden.

Die USA haben Kolumbien den Rücken gestärkt. Die Vorwürfe, Venezuela beherberge 1500 kolumbianische Rebellen, müssten "sehr ernst" genommen werden, sagte US-Außenamtssprecher Philip Crowley. Die Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) will im Streit zwischen Venezuela und Kolumbien vermitteln. Wie die argentinische Tageszeitung "La Nación" berichtete, wird Unasur-Generalsekretär Néstor Kirchner Anfang August nach Venezuela und Kolumbien reisen.