N'Djamena/Brüssel. Omar al-Baschir, der Präsident des Sudan, wird wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Provinz Dafur vom Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) per Haftbefehl gesucht. Trotzdem konnte er unbehelligt im Nachbarland Tschad an einer Konferenz der Sahel-Staaten teilnehmen. Tschad ist Mitglied des IStGH und hätte Baschir eigentlich verhaften und ausliefern müssen. Die Ermittler des IStGH in Den Haag haben keine eigenen Polizeikräfte, die Haftbefehle durchsetzen könnten. Sie sind auf die Hilfe der Mitgliedsländer des Strafgerichtshofs angewiesen.

"Er hat nichts zu befürchten", versicherte aber der tschadische Außenminister Moussa Faki Mahamat. "Das ist nicht der Moment, um die Lage zu verkomplizieren. Unsere Priorität ist Frieden im Sudan." Die Außenbeauftragte der EU, Catherine Ashton, kritisierte den Tschad und rief das Land dazu auf, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen und Angeklagte des Strafgerichtshofs festzunehmen und auszuliefern. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die Entscheidung der Regierung des Tschad, Al-Baschir nicht zu verhaften: "Tschad riskiert den beschämenden Ruf, zum ersten IStGH- Mitgliedsstaat zu werden, der einen gesuchten Kriegsverbrecher vor dem Gerichtshof schützt", sagte Elise Keppler.