Alkoholsperren, Airbags für Motorräder, aber kein EU-Tempolimit geplant

Brüssel. Mit einer Reihe von Maßnahmen will die EU die Zahl der Verkehrstoten binnen zehn Jahren halbieren. "Jeden Tag sterben auf Europas Straßen 100 Menschen", sagte Verkehrskommissar Siim Kallas bei der Vorstellung der neuen Initiativen. Seit 2001 konnte die Zahl zwar schon um 40 Prozent gedrückt werden, was 80 000 geretteten Menschenleben entspricht. "Aber die Zahl der Toten und Verletzten ist weiterhin inakzeptabel."

Geprüft wird ein Gesetzesvorhaben zur verbindlichen Einführung alkoholempfindlicher Wegfahrsperren (Alcolocks) für bestimmte Berufskraftfahrer, etwa Schulbusfahrer. Alkohol am Steuer gilt für die meisten Europäer als größtes Risiko im Straßenverkehr, wie eine Eurobarometer-Umfrage ergab. Um bei der Aufklärung von Unfällen voranzukommen, prüft die Kommission zudem den Einbau von Datenaufzeichnungsgeräten (Black Box) wie in Flugzeugen. Dies gilt insbesondere für gewerblich genutzte Fahrzeuge. Besonders in Augenschein nimmt die Kommission Motorräder, weil die Opferzahl bei Zweiradfahrern bislang nicht nennenswert gesenkt werden konnte. Ein Zweirad-TÜV und der Einbau neuer Bremssysteme sollen zur Pflicht werden, der Einbau von Airbags in die Motorräder oder die Kleidung geprüft werden. Ein Tempolimit ohne Grenzen wird es dagegen vorerst nicht geben. Die Regeln in den Mitgliedstaaten seien noch zu unterschiedlich für ein einheitliches System.

Seit 2001 sind die Straßen in Europa schon deutlich sicherer geworden. Von einer Million Einwohner kommen im EU-Schnitt 69 durch Verkehrsunfälle ums Leben, vor neun Jahren waren es 113. In der Bundesrepublik ging die Zahl von 85 auf 51 zurück. Die deutschen Straßen zählen damit zu den sichersten in Europa, nur in Schweden, den Niederlanden und Großbritannien gibt es weniger Verkehrstote. Am gefährlichsten ist der Verkehr in Griechenland und Rumänien, wo auf eine Million Einwohner 130 Verkehrstote kommen.