Vor Priesterweihen von Frauen warnt Rom ebenfalls

Rom. Der Vatikan hat die Regeln für den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche verschärft. Das Dokument der Glaubenskongregation sieht insbesondere eine Beschleunigung der kirchenrechtlichen Verfahren vor. So besteht künftig die Möglichkeit, Beschuldigte per "außergerichtlichem Dekret" zu verurteilen.

Die von Papst Benedikt XVI. bereits am 21. Mai gebilligten Normen sehen zudem eine Anhebung der Verjährungsfrist bei Missbrauchsfällen von zehn auf 20 Jahre von der Vollendung des 18. Lebensjahrs des Opfers an vor. Zahlreiche Fälle wurden in der Vergangenheit erst nach Ablauf von mehr als zehn Jahren bekannt, da Opfer aus Scham die Übergriffe weder bei zivilen noch bei kirchlichen Behörden anzeigten.

Die Glaubenskongregation kann ferner dem Papst besonders schwerwiegende Fälle unabhängig von kirchenrechtlichen Verfahren vorlegen, sodass dieser die Betroffenen in den Laienstand zurückversetzen kann. Die Reform stellt ferner Missbrauch an geistig behinderten Menschen mit Übergriffen auf Minderjährige gleich. Damit gelten künftig auch sexuelle Übergriffe etwa gegenüber Heim- und Krankenhausinsassen, die wegen ihrer geistigen Verfassung keine eigenständigen Entscheidungen fällen können, als schwerwiegende Vergehen. Diese unterstehen im Unterschied zu anderen Vergehen gegen das Kirchenrecht der Glaubenskongregation.

Das kanonische Recht stellt künftig auch "Erwerb, Besitz und Verbreitung" kinderpornografischen Materials unter Strafe. An den zuständigen Kirchengerichten sind den neuen Normen zufolge künftig auch Laien zugelassen.

Die Neufassung der "Normen über die schwerwiegenden Delikte" fügt weitere Vergehen gegen den Glauben in das Kirchenrecht ein. Beispiele sind Weihen von Frauen und gemeinsame Eucharistiefeiern mit Geistlichen anderer Konfessionen, die der Heilige Stuhl nicht anerkennt. Zu den "schwerwiegenden Delikten" zählen demnach auch Missbrauch mit geweihten Hostien sowie die Verletzung des Beichtgeheimnisses, insbesondere Tonaufnahmen und deren Verbreitung.