Antrittsbesuch des Bundespräsidenten bei seinem Amtskollegen in Warschau

Warschau. Antrittsbesuch in Polen: Bundespräsident Christian Wulff hat sich zur Freundschaft mit dem östlichen Nachbarn sowie zur deutschen Verantwortung für NS-Verbrechen bekannt. Die polnisch-deutschen Beziehungen seien von "überragender Bedeutung", sagte Wulff gestern in Warschau. Dort war er mit dem neu gewählten polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski zusammengetroffen.

Dem polnischen Volk und der Gewerkschaft Solidarnosc hätten Deutsche die deutsche Einheit und die europäische Vereinigung zu verdanken. "Wir wollen jetzt eine gemeinsame Zukunft unter Freunden freundschaftlich gestalten", betonte Wulff. Er versicherte zugleich: Deutschland habe eine "fortdauernde besondere Verantwortung" infolge der NS-Verbrechen.

Den fast zeitgleichen Wechsel im Präsidentenamt in Berlin und Warschau bezeichnete Komorowski als "große Chance" für eine gute Zusammenarbeit. "Das Schicksal wollte es", sagte er. Beide Präsidenten sollten nun dafür sorgen, dass sich die Beziehungen weiterentwickeln. Wulff und Komorowski wollen die Schirmherrschaft über das deutsch- polnische Jugendwerk übernehmen. Sie wollen zudem eine Konferenz über die Zukunft Europas in Kreisau im polnischen Niederschlesien anregen. Die beiden Staatsoberhäupter trafen sich in Komorowskis Residenz Belweder. Anschließend kam Wulff auch zu Gesprächen mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk zusammen.

Komorowski, der erst im August vereidigt wird, hatte sich am 4. Juli bei einer Stichwahl gegen seinen national-konservativen Herausforderer Jaroslaw Kaczynski durchgesetzt. Wulffs Vorgänger, Horst Köhler, hatte jahrelang um das Vertrauen des damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski geworben - meist ohne Erfolg.