Tokio. Die japanische Regierung hat bei der Wahl des Oberhauses am Sonntag ihre Mehrheit in der zweiten Parlamentskammer verloren. Nach der überraschend deutlichen Niederlage der regierenden Demokratischen Partei (DPJ) droht dem Land nun der politische Stillstand. Bei der Durchsetzung notwendiger Vorhaben wie der Senkung des immensen Staatsdefizits und der Aufstellung des Haushalts ist die Regierung künftig auf die Unterstützung anderer Parteien im Oberhaus angewiesen. Die Niederlage wurde weithin der öffentlichen Ankündigung von Ministerpräsident Naoto Kan zugeschrieben, die Mehrwertsteuer von fünf auf zehn Prozent erhöhen zu wollen. Kan, der erst vor einem Monat Regierungschef wurde, lehnte gestern die Ausschreibung von Neuwahlen für das wichtigere Unterhaus als Konsequenz der Niederlage strikt ab.

Analysten befürchten negative Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung Japans. "Wir haben wahrscheinlich zwei Jahre verloren, die in parlamentarischem Stillstand verschwendet werden", sagte JP-Morgan-Analyst Jesper Koll nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse. Die Ratingagentur Standard & Poor's erwog sogar eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Japans für den Fall anhaltender Stagnation und eines nachlassenden Kampfes gegen die Staatsverschuldung.