Steigende Lebenserwartung zwingt laut einem Strategiepapier zum Handeln

Brüssel. Um die Renten zu sichern, müssen EU-Bürger nach Berechnungen von Brüsseler Beamten mittelfristig mindestens bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten. Dies geht aus einem Strategiepapier hervor, das die EU-Kommission gestern vorlegte. "Die Menschen werden immer älter und die Geburtenraten sinken", sagte Laszlo Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration.

Derzeit bringen im Durchschnitt vier Arbeitnehmer die Pensionen für zwei Rentner auf. Wegen der steigenden Lebenserwartung sei eine Anhebung des tatsächlichen Renteneintrittsalters bis 2040 auf zunächst 67 Jahre, ab 2060 auf 70 Jahre notwendig, um dieses Verhältnis zu wahren, heißt es nun im Grünbuch der Kommission. "Die derzeitige Situation ist nicht mehr tragbar. Wir stehen vor der Wahl, entweder im Ruhestand über weniger Einkommen zu verfügen, höhere Pensions- und Rentenbeiträge zu zahlen oder mehr und länger zu arbeiten", warnte Andor.

In Deutschland ist die Rente mit 67 ab dem Jahr 2029 bereits beschlossene Sache. Auch andere EU-Staaten haben Rentenreformen in Angriff genommen. So will Spanien mit Deutschland gleichziehen, in Großbritannien ist ein Rentenalter von 68 Jahren geplant, in Frankreich will zunächst eine Anhebung um zwei auf 62 Jahre erreichen.

Der tatsächliche durchschnittliche Renteneintritt erfolgt aber auch in Deutschland deutlich früher als in dem vom Gesetzgeber zur Zeit noch vorgesehenen 65. Lebensjahr. Mit 62,1 Jahren verlassen die Männer ihren Arbeitsplatz zum letzten Mal, Frauen mit 61 Jahren. Die Vorstellung des Grünbuchs gilt als der Startschuss für eine öffentliche Diskussion über die EU-weite Alterssicherung. Allerdings hat Brüssel in der Rentenfrage keine Kompetenz und kann nur Anstöße geben. Jedes EU-Land bestimmt selbstständig über sein Rentensystem.