Neuer Afghanistan-Kommandeur vom US-Senat bestätigt. US-Repräsentantenhaus will wegen Korruption in Kabul Finanzhilfe kürzen

Washington. Mit einem eindrucksvollen Votum hat der US-Senat in Washington den neuen Kommandeur für Afghanistan, General David Petraeus, bestätigt. Alle 99 anwesenden Senatoren stimmten für die Ernennung des Generals, der die Nachfolge des von Präsident Barack Obama gefeuerten Generals Stanley McChrystal antritt. Petraeus, der bislang Kommandeur des übergeordneten Zentralkommandos war, räumte Missmut unter den amerikanischen Soldaten in Afghanistan ein. Sie meinen, dass die Einsatzregeln für den Hindukusch "zu bürokratisch" ausgelegt würden, sagte der Vier-Sterne-General gestern bei seinem Antrittsbesuch im Nato-Hauptquartier in Brüssel.

Hintergrund ist die von McChrystal entwickelte Strategie zur Vermeidung ziviler Opfer in Afghanistan. Durch massives US-Bombardement waren in den Jahren zuvor zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen - was die Sympathie für die US-Truppen stark sinken ließ. McChrystal setzte sehr rigide Richtlinien für den Einsatz von Bombenflugzeugen und Artillerie in Kraft. Dies zwingt die US-Armee seitdem zu verstärkten Bodenoperation mit vielen Opfern in ihren Reihen. Zwar war die Zahl der zivilen Todesopfern halbiert worden - dafür war der Monat Juni mit rund 100 Toten der verlustreichste des ganzen bisherigen Krieges für die Nato.

Eine Abkehr von diesen Einsatzregeln stehe nicht zur Debatte, sagt Petraeus. Doch sollten sie künftig "korrekt und einheitlich" umgesetzt werden. Petraeus betonte, er habe die Absicht, einerseits zivile Opfer zu vermeiden, andererseits aber sicherzustellen, "dass unsere Soldaten und unsere Verbündete mit allen Mitteln unterstützt werden, wenn sie Schwierigkeiten haben". Die Kommandeure in Afghanistan seien durchaus in der Lage, beide Absichten umzusetzen. Er wolle künftig "sehr genau schauen", wie die Einsatzregeln umgesetzt werden. US-Zeitungen hatten zuvor berichtet, General Petraeus wolle weniger Wert auf den Schutz von Zivilisten legen.

Nach Berichten amerikanischer Medien, nach denen die afghanische Führungselite drei Milliarden Dollar an Hilfsgeldern auf Auslandskonten geschafft hat, schlug das US-Repräsentantenhaus in einem Antrag vor, die Hilfe für Afghanistan um vier Milliarden Dollar zu kürzen.