Gori. Am Ende ging es dem Denkmal des Diktators wie vielen seiner Opfer: Abgeholt, bei Nacht und Nebel. Auch Gori, die georgische Geburtsstadt Jossif Wissarionowitsch Stalins, muss jetzt ohne Statue des früheren Sowjet-Machthabers auskommen. Weil er vor allem in seiner Heimat noch viele glühende und uneinsichtige Anhänger hat und jeder Aufruhr vermieden werden sollte, begannen Stadtangestellte und Polizisten kurz nach Mitternacht damit, das sechs Meter hohe Bronze-Denkmal von seinem steinernen Podest zu holen. Noch vor Morgengrauen war der Einsatz beendet. Die Statue steht der Stadtverwaltung zufolge künftig verbannt im Hof des Stalin-Museums in Gori. An ihre Stelle soll auf dem Hauptplatz von Gori ein Denkmal für die Opfer des Krieges mit Russland vor zwei Jahren errichtet werden. Der rund 80 Kilometer von Georgiens Hauptstadt Tiflis gelegene Ort war im Konflikt um Süd-Ossetien im August 2008 von russischen Truppen besetzt worden.

Die Statue war eine der wenigen, die in der früheren Sowjetunion verblieben waren. Schon nach Stalins Tod im Jahr 1953 und der Distanzierung des Nachfolgers Nikita Chruschtschow von der mörderischen Machtausübung wurden die meisten Relikte seines Personenkults entfernt. Nach Schätzungen westlicher Historiker kamen während Stalins Herrschaft 30 bis 60 Millionen Menschen in Arbeitslagern um, wurden hingerichtet oder starben in den durch Misswirtschaft verursachten Hungersnöten. In Darstellungen Russlands wird die Zahl der Opfer nur mit mehreren Millionen angegeben. Bei seinen Anhängern gilt Stalin als Held, ohne den die Sowjetunion Nazi-Deutschland nicht besiegt hätte und keine Großmacht geworden wäre.