Nastases Familie und seine Parteifreunde, darunter auch Innenminister Ioan Rus, hatten erklärt, der Ex-Premier habe versucht, sich im Beisein der Polizisten mit einem Revolver zu erschießen.

Bukarest. In Rumänien sind Zweifel an Berichten über einen Selbstmordversuch des zu Haft verurteilten Ex-Ministerpräsidenten Adrian Nastase (2000-2004) aufgekommen. Die rumänische Staatsanwaltschaft nahm am Dienstag Ermittlungen gegen Nastases Arzt und drei Polizisten auf. Offiziell werden sie verdächtigt, einem Straftäter geholfen zu haben. Beobachter vermuten, dass die Polizisten und der Arzt Nastase geholfen haben könnten, den Selbstmordversuch vorzutäuschen, damit er nicht ins Gefängnis muss.

Der Sozialist Nastase war am vergangenen Mittwoch rechtskräftig wegen illegaler Parteienfinanzierung zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Stunden nach der Urteilsverkündung gingen Polizisten zu seiner Wohnung, um ihn abzuführen. Kurz danach fuhr ein Krankenwagen vor, der Nastase in ein Krankenhaus brachte.

Nastases Familie und seine Parteifreunde, darunter auch Innenminister Ioan Rus, hatten erklärt, der Ex-Premier habe versucht, sich im Beisein der Polizisten mit einem Revolver zu erschießen. Diese Version hatte zunächst auch die Staatsanwaltschaft geglaubt. Allerdings hatte keiner der vielen Journalisten, die vor Nastases Wohnung auf dessen Abführung gewartet hatten, einen Schuss gehört.

Im Krankenhaus wurde Nastase nach Darstellung der Mediziner nicht notoperiert, sondern erst am nächsten Morgen. Der Schuss habe keine lebenswichtigen Organe getroffen. Dennoch weigerte sich das Krankenhaus, Nastase für haftfähig zu erklären. Der verantwortliche Arzt Serban Bradisteanu steht dem Ex-Premier politisch nahe. Gegen Bradisteanu ermittelt die Staatsanwaltschaft seit langem wegen Veruntreuung von Geldern. (dpa)