Rangun. Die Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat bei der Nachwahl in Birma einen Erdrutschsieg errungen. 40 der 45 zur Wahl stehenden Sitze seien an die Nationale Liga für Demokratie (NLD) gegangen, teilte die nationale Wahlkommission gestern mit. Suu Kyi gewann das Mandat in ihrem Wahlkreis nach Parteiangaben 90 Prozent der Stimmen. "Das ist ein Triumph des Volkes", sagte Suu Kyi vor Anhängern in Rangun über den Erfolg ihrer Partei. "Wir hoffen, dass damit eine neue Ära beginnt, in der die Menschen aktiv an der Politik des Landes teilhaben." Die 66 Jahre alte Politikerin hatte während der Militärherrschaft in Birma mehr als 15 Jahre unter Hausarrest gestanden.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) forderte nach dem Wahlsieg ein Ende der EU-Sanktionen. Notwendig sei jetzt eine Reform-Dividende, um auch Skeptikern der Regierung zu zeigen, dass sich eine Öffnung lohne, sagte er dem RBB-Inforadio. Investoren haben großes Interesse an dem rohstoffreichen Land mit 60 Millionen überwiegend jungen Einwohnern. Eine schwerfällige Bürokratie und die schlechte Infrastruktur stellen aber große Hürden dar.

Bei der Nachwahl ging es lediglich um einen kleinen Teil der Mandate. Doch bekommt Birma nun eine ernst zu nehmende Opposition. Zahlenmäßig bleibt die NLD zwar klein, da Militär und USDP zusammen mehr als 80 Prozent der Mandate kontrollieren. Das Wahlergebnis könnte nach Ansicht von Analysten aber einen Vorgeschmack auf die Parlamentswahlen 2015 geben. Suu Kyi hat eine Kandidatur als Präsidentin nicht ausgeschlossen.