Die 66-jährige Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Ky gewinnt bei den Nachwahlen am Sonntag Mandat im Parlament.

Rangun. Für Birmas Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, 66, waren die gestrigen Nachwahlen ein persönlicher Triumph. Nach mehr als 22 Jahren Widerstand gegen die militärische Staatsgewalt hat sie sich durchgesetzt; das Volk hat sie auf einer überwältigenden Welle der Sympathie ins Parlament gewählt.

Die bis vor gut einem Jahr regierende Junta hatte sie jahrelang diffamiert, beleidigt und zeitweise totgeschwiegen - ohne Erfolg: Suu Kyi blieb trotz 15 Jahren Hausarrest in den Herzen der Menschen das Symbol der Hoffnung auf bessere Zeiten. Große Erwartungen begleiten sie und ihre Nationalliga für Demokratie (NLD) nun ins Parlament.

"Ich will, dass die NLD gewinnt, damit sich unser Land entwickelt", sagt Hdin Nwet, eine Lehrerin, bei der Stimmabgabe in Suu Kyis Wahlkreis.

Fast Übermenschliches erwarten die Menschen von Suu Kyi und ihrer Partei. Obwohl die NLD nur weniger als zehn Prozent der Sitze gewinnen kann. Die große Mehrzahl der Mandate ist für das Militär und die Militärpartei USDP reserviert.

Was kann Suu Kyi da ausrichten? "Sie könnte auch durch komplizierte Regularien und eine wenig kooperative Regierungspartei festgenagelt werden", sagt der birmanische Dozent Kyaw San Wai. Auch Rivalitäten in der Opposition könnten Fortschritte bremsen. Die NLD wird nicht die einzige demokratische Kraft im Parlament sein. Die National Democratic Force gewann zwölf der 440 Sitze im Unterhaus.

Im Widerstand gegen die Generäle hat sich Suu Kyis Starrsinn ausgezahlt. Im Umgang mit den Reformern der heutigen Regierung könnte er falsch sein, fürchtet Rechtsanwältin Nyo Nyo, die für eine andere demokratische Partei im Regionalparlament von Rangun sitzt. "Die Regierung will den Wandel im eigenen Tempo vollziehen. Wenn die NLD zu viel Druck macht, könnten die Hardliner wieder die Oberhand gewinnen." Laut Verfassung kann ein Militärrat jederzeit die Macht an sich reißen, wenn er Birmas Einheit in Gefahr sieht.

Viel steht und fällt mit den Sanktionen, die die westlichen Länder im Laufe der Jahre gegen die Militärjunta verhängt haben - und nun aufheben oder zumindest lockern könnten. Wenn Investitionen ins Land kommen und sich die Lage der Menschen spürbar verbessert, stärkt das den Reformern in der Regierung den Rücken - und senkt den Erwartungsdruck auf Suu Kyi.