Auslöser für die Bluttat war vermutlich die schwere Verletzung eines Kameraden

Hamburg. Der amerikanische Stabsfeldwebel, der in einem südafghanischen Dorf 16 Zivilisten erschossen und teilweise verbrannt hat, darunter neun Kinder, litt offenbar unter Stress, massiven traumatischen Belastungsstörungen und war zum Zeitpunkt seines Amoklaufs betrunken. Das sagte sein Anwalt John Henry Browne, der einst den Serienmörder Ted Bundy verteidigt hatte.

Der 38 Jahre alte Soldat, der seit elf Jahren im Dienst ist, wurde zur Wut der Afghanen, die ihm den Prozess in ihrem Land machen wollten, in eine amerikanische Haftanstalt nach Kuwait ausgeflogen. Das Emirat protestierte in Washington gegen die Verlegung. "Als die Kuwaiter davon hörten, sind denen die Dichtungen geplatzt", formulierte ein US-Regierungsbeamter, wie der "Daily Telegraph" schrieb.

Nach Angaben des Anwalts hatte der Soldat, der aus dem Mittleren Westen der USA stammen soll, am Vortag mit ansehen müssen, wie einem befreundeten Kameraden direkt neben ihm durch eine Sprengfalle der Fuß abgerissen wurde. Der Amokläufer war bereits dreimal im Einsatz im Irak gewesen, war dort schwer am Kopf verletzt worden, als sein Fahrzeug durch eine Sprengfalle verunglückte, und hatte nach einer Gefechtsverletzung Teile seines Fußes verloren.

Der Feldwebel war davon ausgegangen, dass er nie wieder ins Gefecht geschickt werden würde. Er wurde zur 3. Stryker-Brigade versetzt, einer Art Panzergrenadiereinheit. Dieser Brigade sei versichert worden, sie werde nicht mehr in Afghanistan eingesetzt werden, sagte Anwalt Browne. Als die Einheit ungeachtet der Zusagen doch an den Hindukusch verlegt wurde, habe der Soldat vehement gegen seinen vierten Kampfeinsatz protestiert - vergeblich. Er wurde einer Operation zugeteilt, die für militärische Stabilisierung in den umliegenden Dörfern sorgen sollte.

Der hoch dekorierte Soldat, Vater von zwei Kindern im Alter von drei und vier Jahren, hatte offenbar erheblichen Stress mit seiner Frau wegen der neuen Verwendung. Möglicherweise war die schwere Verletzung seines Freundes dann Auslöser für die Bluttat. Der Mann hatte seinen Stützpunkt mitten in der Nacht verlassen, hatte sich zum nächsten Dorf begeben und hatte dort schlafende Bewohner in ihren Häusern erschossen. Ihm könnte in den USA die Todesstrafe drohen. Seine Familie wurde aus Sorge vor Vergeltungsattentaten auf die US-Basis Lewis McChord in Washington gebracht.