In einer Schweigeminute hatten die Anwesenden zuvor im Shin-Tempel der Opfer des Erdbebens und des Tsunamis vor einem Jahr in Japan gedacht.

Düsseldorf/Berlin. „Angesichts der ungeheuren Katastrophe durch das Erdbeben und den Tsunami am 11. März vergangenen Jahres müssen wir zur Harmonie mit anderen Wesen und mit der Natur zurückkehren.“ Dies erklärte am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung zum 1. Jahrestag der Katastrophe Hauptpriester Takao Aoyama im buddhistischen Shin-Tempel in Düsseldorf. Im mit knapp 200 Personen – Japaner und Deutsche – voll besetzten Tempel des japanischen Kulturzentrums mahnte Aoyama zugleich „Rücksichtnahme und einen Geist der Achtsamkeit“ füreinander an.

Der 73 Jahre alte Aoyama ist auch Direktor des japanischen Eko-Hauses der Kultur in der Landeshauptstadt. In Düsseldorf und seinem Umland leben rund 8.000 japanische Staatsangehörigen bilden damit nach London und Paris die drittgrößte japanische Gemeinde Europas. Der Hauptpriester erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die Menschen auch in Japan „früher mehr im Einklang mit der Natur gelebt“ hätten. Heute dagegen sei die Natur zu einem Objekt degradiert worden, von dem man glaube, die technischen Voraussetzungen zu besitzen, es auch beherrschen zu können.

„Aber die schrecklichen Ereignisse vom 11. März 2011 haben uns gezeigt, dass auch die hoch entwickelte Technik nichts gegen die Schrecken und die Folgen des Tsunami auszurichten vermochte“, sagte Aoyama. Er wies zudem darauf hin, dass die Erkenntnis, dass „wir nicht alleine leben“, eine der Grundregeln des Buddhismus sei. In Erinnerung an die zahlreichen Menschen in der japanischen Katastrophenregion, die beim Versuch, anderen zu helfen, ihr Leben verloren, sagte der Hauptpriester auch, dass es wichtig sei, anderen zu helfen und andere glücklich zu machen.

In einer Schweigeminute hatten die Anwesenden zuvor im Shin-Tempel der Opfer des Erdbebens und des Tsunamis vor einem Jahr in Japan gedacht. Insgesamt waren rund 16.000 Menschen ums Leben gekommen, etwa 3.300 Personen gelten immer noch als vermisst.

Takao Aoyama erklärte während der 90minütigen Zeremonie, die in Deutschland lebenden Japaner seien nach wie vor „tief betroffen“ von den Folgen der Katastrophe und zugleich dankbar für die große Hilfsbereitschaft und Anteilnahme in den vergangenen zwölf Monaten gerade auch in Deutschland. Vertreter der japanischen Gemeinde zeigten sich am Rande der Gedenkveranstaltung überzeugt, dass Japan und Deutschland „durch die Katastrophe enger zusammengerückt“ seien.

Aoyama, der selbst lange Jahre an der Universität der vom Tsunami besonders hart getroffenen Stadt Sendai gelehrt hatte, erinnerte in seiner Ansprache während der Zeremonie auch daran, dass die geplante Frühlingsfeier im Shin-Tempel am 13. März vergangenen Jahres durch die Katastrophe in Japan zur Trauerfeier wurde. Er sei dankbar dafür, dass die Deutschen „auch in Zeiten des Kummers und des Leids an der Seite der Japaner gestanden“ hätten.

Dankbar zeigte sich im Anschluss an die Zeremonie im Shin-Tempel in Düsseldorf auch der ehemalige Rechtsanwalt Jürgen Spielberg, der sich mit seiner Frau und seiner Tochter zum Zeitpunkt der Katastrophe im betroffenen Gebiet in Japan aufgehalten hatte und gerettet wurde. Er und seine Familie hätten nur durch die selbstlose Hilfe von Japanern überlebt und sich zusammen mit ihnen in eine teilweise überschwemmte Wohnung retten können, berichtete der 73 Jahre alte Spielberg. Nach zwölf Stunden seien sie dann mit ihren Rettern evakuiert und in ein provisorisches Auffanglager nach Tagajo gebracht worden.

Etwa 500 Menschen – bis auf Spielberg und seine Familie alles Japaner – lebten über Wochen in diesem Auffanglager in der christlichen Kirche einer Universität in Tagajo. Die Deutschen wurden nach einigen Tagen von Japanern über Sendai und Nagaoka nach Tokio gebracht, von wo aus sie zurück nach Deutschland fliegen konnten. Ihn habe vor allem „der Zusammenhalt der Menschen in dieser Extremsituation“ sehr beeindruckt, erklärte Spielberg.

Aus Dankbarkeit über die ihm uns seiner Familie entgegengebrachte Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit engagiert sich der frühere Anwalt auch im Rotary Club. Der unterstützt die in Japan tätige Hilfsorganisation „Ashinaga“ seitdem mit Spenden für ihre Arbeit mit über 1.000 Kindern, die durch Erdbeben und Tsunami in der betroffenen Region in Japan zu Waisen wurden. „Diese Kinder haben schreckliche Erinnerungen an das Beben und brauchen Unterstützung. Sie brauchen auch eine Zukunftsperspektive und müssen zurück in das Leben geführt werden“, erklärte Spielberg.

Lebensmittel aus Japan unbedenklich

Verbraucher hierzulande müssen sich offenbar keine Sorgen machen über womöglich radioaktiv verseuchte Lebensmittel aus Japan. Wie das Bundesverbraucherministerium auf Anfrage des Berliner „Tagesspiegels“ (Montagausgabe) mitteilte, haben die Behörden so gut wie keine erhöhte Strahlenbelastung bei importierten Lebensmitteln aus Japan festgestellt.

Seit der Reaktorkatastrophe vor einem Jahr seien 298 Proben von Lebensmitteln aus Japan und 61 Proben von Fisch aus pazifischen Fanggebieten untersucht worden. Nur bei zwei Proben hätten die Werte oberhalb der sogenannten Hintergrundbelastung gelegen, hieß es. Die Belastung sei aber deutlich unterhalb des gültigen Grenzwerts geblieben.

Dennoch meiden dem Bericht zufolge deutsche Verbraucher Lebensmittel aus Japan. Zu den wenigen Importprodukten zählten Soja-Produkte, grüner Tee, Algen sowie Spezialitäten und Gewürze für die japanische Küche. „Durch die verheerenden Auswirkungen des Tsunami ist der Import von japanischen Lebensmitteln praktisch zum Erliegen gekommen“, sagte Ministeriumssprecher Holger Eichele der Zeitung.

(epd/dapd)