Teheran/New York. Angesichts israelischer Angriffsdrohungen haben die iranischen Streitkräfte gestern ein viertägiges Manöver zur Verteidigung von Atomanlagen begonnen. Die Übungen würden im Süden des Landes abgehalten und sollten das Militär auf mögliche Angriffe vorbereiten, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Irna. Der Iran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms Kernwaffen zu entwickeln. Israel hat einen atomar bewaffneten Iran als unannehmbar bezeichnet und militärische Schritte nicht ausgeschlossen.

Nach Einschätzung von US-Militärexperten würde ein Angriff auf die iranischen Atomanlagen die israelische Luftwaffe auf eine sehr harte Probe stellen. Die Piloten müssten mehr als 1600 Kilometer über feindliches Gebiet fliegen, in der Luft auftanken, die iranische Luftabwehr überwinden und mehrere unterirdische Nuklearanlagen gleichzeitig angreifen, schreibt die "New York Times" in ihrer Online-Ausgabe. Israel müsste für den Einsatz nach Einschätzung von US-Sicherheitsexperten mindestens 100 Flugzeuge auf den Weg schicken. "Alle möglichen Experten sagen ,O ja, bombardiert den Iran' - aber das wird nicht so einfach sein", sagte David Deptula, ehemaliger Geheimdienstchef der US-Luftwaffe, dem Blatt.

Die iranische Regierung drohte unterdessen mit der Ausweitung seines Ölembargos auf weitere EU-Staaten. Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur zitierte den Direktor des staatlichen Ölunternehmens NIOC mit den Worten, Teheran behalte sich vor, den Lieferstopp auf andere Staaten der EU zu übertragen, sollten sich diese weiterhin an "feindseligen Aktionen" gegen den Iran beteiligen. Nachdem das Land am Wochenende ein Lieferembargo gegen Großbritannien und Frankreich verkündet hatte, stieg der Ölpreis auf den asiatischen Märkten gestern auf 105 Dollar pro Barrel.