EU-Spitzenpolitiker sind zu Gast bei Staatschef Hu Jintao

Peking. China hat unbeirrt Vertrauen in den Euro: Mit seinen gigantischen Devisenreserven will das Reich der Mitte weiter in europäische Schatzanleihen investieren und eine größere Rolle bei der Bewältigung der Schuldenkrise spielen. Bei einem Treffen mit dem Ratspräsidenten der Europäischen Union, Herman Van Rompuy, und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Peking äußerte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao gestern seine Überzeugung, dass die Europäer "die Fähigkeit und Weisheit haben, die Schwierigkeiten zu überwinden".

In der Krise wolle China enger mit Europa kooperieren und auch an den internationalen Bemühungen zur Unterstützung der Euro-Zone teilnehmen. Niemand könne die "komplizierte globale Lage" allein meistern, sagte Chinas Präsident nach Angaben des Staatsfernsehens im Anschluss an den EU-China-Gipfel in Peking.

China werde den Euro-Anteil in seinen Devisenreserven nicht reduzieren, versicherte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan in einer Rede in der Pekinger Wirtschaftsuniversität UIBE in Gegenwart von Van Rompuy und Barroso. Das Land sei weiter an Investitionen in europäische Schatzanleihen interessiert. Der oberste Banker rief die Europäer zugleich aber auf, neue und innovative Finanzprodukte anzubieten, um chinesisches Kapital anzulocken.

Er zeigte sich überzeugt, dass der Euro gestärkt aus der Krise hervorgehen werde. Zhou Xiaochuan wiederholte Äußerungen von Regierungschef Wen Jiabao, dass China eine "größere Beteiligung" bei den Bemühungen zur Lösung der Krise über die Euro-Rettungsschirme ESFS und ESM oder den Internationalen Währungsfonds (IWF) erwäge. China verfügt über die weltgrößten Devisenreserven mit einem Wert von 3,18 Billionen US-Dollar. Schätzungen zufolge werden ein Viertel davon in Euro gehalten.

EU-Ratspräsident Van Rompuy versicherte, die europäischen Führer würden alles Notwendige tun, um den Euro zu halten und die finanzielle Stabilität in der Euro-Zone zu wahren. "Das gemeinsame Schicksal Europas steht auf dem Spiel." EU-Kommissionspräsident Barroso nannte den Euro "das sichtbarste Zeichen" der Integration Europas. "Die Zukunft des Euro und die Zukunft der europäischen Integration sind untrennbar."

Barroso äußerte auch seine Überzeugung, dass die Europäer "stärker und geeinter" aus der Krise hervorkommen werden. "Wir bringen unser Haus in Ordnung und schützen den Euro", sagte Barroso. "Das wird ein langer Prozess - ein Marathon, kein Sprint." Die beiden EU-Spitzenpolitiker trafen in Peking auch Vizepremier Li Keqiang, der im Rahmen des geplanten Generationswechsels in der Parteiführung im nächsten Frühjahr neuer Regierungschef werden soll.

Chinas Außenministerium zog eine positive Bilanz der Gespräche mit der EU-Spitze in Peking. Doch trotz der wohlwollenden Worte war die Stimmung auf dem EU-China-Gipfel wenig entspannt. Die deutlichen Differenzen über den richtigen Umgang mit dem Regime in Syrien und dem Atomstreit mit dem Iran scheinen Regierungschef Wen Jiabao auch verärgert zu haben. Empört wehrt er sich gegen den allgemeinen Eindruck, dass China mit seinem Veto im Uno-Sicherheitsrat das System von Baschar al-Assad irgendwie schützen wollte.

Auf der anderen Seite klagen europäische Unternehmen in China seit Jahren über schlechten Marktzugang, Diskriminierung gegenüber chinesischen Unternehmen, mangelnden Investitionsschutz oder den Klau von Urheberrechten. Und doch: Die europäischen Exporte nach China florieren trotz Krise prächtig.