Kiew. Die Sorgen von Schwergewichts-Boxweltmeister Vitali Klitschko um seine ukrainische Heimat werden immer größer. Der politisch stark engagierte Sportler hält inzwischen sogar Zustände wie im Nahen Osten für nicht mehr ausgeschlossen. "Wir sind ein autoritäres Regime geworden. Es gibt nicht wenige, die fürchten, dass es zu einem blutigen Aufstand wie in Syrien kommen könnte", sagte er der "Münchner Abendzeitung".

Klitschko ist Vorsitzender der 2010 gegründeten Partei Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) und tritt in diesem Jahr bei der Bürgermeisterwahl in der Hauptstadt Kiew an. Der Zeitung sagte er, er werde derzeit mit üblen Gerüchten konfrontiert, die ihn in Zusammenhang mit Waffen- und Drogenhandel bringen. "Es wurde behauptet, dass mein Vater seine Stellung als Diplomat dazu missbraucht hätte", sagte Klitschko, dessen im Juli 2011 verstorbener Vater früher Offizier der Sowjetarmee gewesen war. Zudem gebe es Verleumdungen, dass "ich mit der Mafia zusammenarbeite".

In der Ukraine, die im Sommer Mitausrichter der Fußball-Europameisterschaft ist, tobt derweil seit Tagen eine Auseinandersetzung um die medizinische Versorgung der wegen angeblichen Amtsmissbrauchs inhaftierten früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Weil Timoschenko den Ärzten in der Strafkolonie 54 in der Stadt Charkow nicht traut, hatte sie eine Untersuchung durch ausländische Mediziner gefordert.

Gestern schließlich, nach längerem Ringen um die Abwicklung des Besuchs, wurden unter anderem zwei deutsche Ärzte von der Berliner Charité in Timoschenkos Zelle vorgelassen. Die Behörden hatten aber zur Auflage gemacht, dass auch sechs Ärzte aus dem ukrainischen Gesundheitsministerium an der Visite teilnehmen. Stundenlang wurde darum gerungen, in welcher Reihenfolge die Mediziner in die Zelle vorgelassen werden. "Der gesamte Fall ist eine einzige Provokation", sagte Timoschenkos Verteidiger.