Ben Scott, der Innovationsberater von Hillary Clinton, sprach in Hamburg über soziale Medien

Hamburg. Ben Scotts Aufgabe ist so klar umrissen wie schwierig. Als Berater in Innovationsfragen untersucht er für die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton, wie "Technologie und Staatsführung" zusammenhängen, wie "das Internet Außenpolitik und internationale Beziehungen verändert".

Gestern sprach Scott bei der Konferenz Social Media Week in Hamburg. Unter dem Titel "Staatsführung im 21. Jahrhundert" referierte er über soziale Medien und ihren Einfluss auf die Welt jenseits von Künstlerpromotion und dem Wiederfinden alter Freunde.

Denn das Internet, soziale Medien wie Facebook, Twitter und YouTube können die Basis für politische Umbrüche sein. "Durch WikiLeaks und den Arabischen Frühling haben wir die Macht des Internets kennengelernt", sagte Scott. Diese sei nicht ortsgebunden, sondern speise sich aus vielen Quellen. Und stelle Regierungen vor Probleme, denn "dezentralisierte Macht bedeutet einen Verlust von Kontrolle".

Statt zu versuchen, diese Kontrolle zurückzubekommen, setzt das US-Außenministerium auf Anpassung. Genau wie Diplomaten in aller Welt täglich die Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen der Länder verfolgen, in denen sie arbeiten, sei man jetzt auch dabei, die sozialen Medien zu verfolgen.

In Regionen der Welt, in denen der Zugang zum Internet starker staatlicher Kontrolle unterliegt, versucht das Ministerium, Netzaktivisten dabei zu helfen, sich sicher und frei im Internet zu bewegen: "Wir unterstützen Organisationen, die Anonymisierungstechnologien entwickeln. Verschlüsselung und Anonymisierung sind die einzigen Möglichkeiten, sicher zu sein."

Gleichzeitig öffnen die Diplomaten sich der digitalen Welt. Die weitaus meisten amerikanischen Konsulate und Botschaften hätten inzwischen eigene Facebook-Profile, auf denen sie mit den Menschen regelmäßig in Kontakt treten. Dass man sich dazu - zumindest im Moment - einer privatwirtschaftlichen Plattform bedient, empfindet Scott nicht als problematisch: "Wir benutzen Facebook, um Menschen zu erreichen. Dort finden wir sie."

Eine große Aufgabe für die Zukunft sieht er darin, die richtige Balance zwischen Regulierung und Freiheit, zwischen nationalen und internationalen Interessen zu finden: "Diese Probleme sind sehr komplex. Lösungen werden viel Zeit kosten, sie werden nicht immer alle zufriedenstellen, aber sie werden funktionieren. Weil es im Interesse aller Beteiligten ist, dass sie funktionieren."