Athen. Die griechische Koalitionsregierung hat ihren Widerstand gegen die von den Schuldeninspektoren geforderten Stellenstreichungen aufgegeben. Der griechische Minister für die Reform des öffentlichen Diensts, Dimitris Reppas, gab bekannt, dass die Koalitionsparteien einem Abbau von 15 000 Arbeitsplätzen im Staatsdienst noch in diesem Jahr zustimmten. Bis 2015 sollten insgesamt 150 000 Staatsbedienstete entlassen werden.

Die Troika aus Europäischer Union, Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) macht weitergehende Reformen insbesondere im Arbeitsmarktbereich zur Voraussetzung für ein zweites Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro. Zuvor war bekannt gegeben worden, dass ein für gestern geplantes Spitzentreffen der griechischen Koalitionsparteien auf heute verschoben worden sei.

Griechenland steht mit dem Rücken zur Wand: Die Hauptgeldgeber Deutschland und Frankreich erhöhen den Druck auf das Euro-Sorgenkind. Das von Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy angeregte Sperrkonto, auf das die griechische Regierung keinen Zugriff hätte, wäre ein Eingriff in die Haushaltsautonomie. In Athen gibt es derweil noch immer keinen großen Durchbruch bei den Spar-Verhandlungen. Die Gewerkschaften kündigten für heute einen Streik an.

Klare Worte kamen auch aus Brüssel: Dort rief die EU-Kommission zu raschem Handeln auf. "Die Fristen sind bereits überschritten", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Die Brüsseler Behörde sieht vor allem die Regierung von Regierungschef Lucas Papademos gefordert: "Der Ball ist im Feld der griechischen Behörden", sagte der Sprecher.

Die griechische Regierung steht an mehreren Fronten unter massivem Druck. So muss sie sich mit den Finanzkontrolleuren der Troika nicht nur auf weitere Einsparungen einigen, sondern auch die Verhandlungen mit den privaten Gläubigern für den Schuldenschnitt in Höhe von 100 Milliarden Euro erfolgreich zu Ende bringen. Die Einigung ist Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Tranche von Hilfskrediten. Sollten die Verhandlungen scheitern, droht dem Land im März die Pleite.

Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei kein Thema, betonten Merkel und Sarkozy. Es könne aber keine Einigung geben, wenn die Vorschläge der "Troika" nicht umgesetzt würden. In den nächsten Tagen müsse es Fortschritte geben, mahnte Merkel. "Ich kann, ehrlich gesagt, auch gar nicht ganz verstehen, worin der Nutzen weiterer Tage liegen soll." Doch die entscheidende Sitzung von Papademos mit den Chefs der regierungsstützenden Parteien findet erst heute statt. Knackpunkt in den Gesprächen mit Sozialisten, Konservativen und der rechtsgerichteten Partei Laos dürften die von der Troika verlangten Lohnkürzungen auch im privaten Sektor sein. Nach Gewerkschaftsangaben könnte sie bis zu 25 Prozent weniger Einkommen für die Arbeitnehmer bedeuten.