Uno-Bericht: Auch die Nato-Truppen verzeichnen hohe Verluste

Kabul/Kandahar. Die Zahl der bei Kämpfen getöteten Zivilisten in Afghanistan ist laut einem Uno-Bericht im Jahr 2011 auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. 3021 Menschen seien ums Leben gekommen, hieß es in dem Bericht. Das waren acht Prozent mehr als 2010 und rund doppelt so viele wie im Jahr 2007, als mit der Erfassung der zivilen Opfer begonnen wurde. Erst am Sonntag wurden bei einem Bombenanschlag auf die Polizeizentrale der südafghanischen Stadt Kandahar mindestens sieben Menschen getötet. Bei den Todesopfern handelte es sich um fünf Polizisten und zwei Zivilpersonen. Die Autobombe detonierte auf einem Parkplatz in der Nähe des Polizeigebäudes, wie ein Sprecher der Provinzregierung mitteilte. Kandahar ist eine der Hochburgen der radikalislamischen Taliban.

Laut Uno-Bericht war es das fünfte Jahr in Folge, in dem die Zahl der zivilen Todesopfer in Afghanistan stetig zunahm. Aufständische seien für mehr als drei Viertel der Todesfälle verantwortlich. Besonders die Zahl der Getöteten bei Selbstmordanschlägen sei gestiegen - im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent auf 450. Den Soldaten der Isaf und den afghanischen Sicherheitskräften wurden 410 zivile Todesopfer zugeschrieben - etwa 14 Prozent der Opfer. Für die Koalitionstruppen war 2011 mit 544 Toten das Jahr mit den zweithöchsten Verlusten seit dem Einmarsch in Afghanistan. Durch die verstärkte Präsenz der Sicherheitskräfte sank die Zahl der Toten in den südlichen Provinzen Helmand und Kandahar. Allerdings zogen sich die Aufständischen nach Uno-Angaben lediglich in die Gebiete nahe der Grenze zu Pakistan zurück, wo die Opferzahlen stiegen.

Die USA machten unterdessen klar, ihre Kampftruppen doch erst 2014 aus Afghanistan abzuziehen. Verteidigungsminister Leon Panetta sagte auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dass die US-Truppen am Hindukusch wie vereinbart bis Ende 2014 kampfbereit bleiben werden. Kurz vor der Konferenz hatte Panetta noch den Eindruck vermittelt, er wolle das Ende des Kampfeinsatzes auf 2013 vorziehen. Bei den Verbündeten hatte er für massive Irritationen gesorgt. Panetta erklärte, die internationale Schutztruppe Isaf werde die Sicherheitsverantwortung bis 2013 an die afghanische Armee und Polizei übergeben. Für die bis zu 18 Monate dauernde Übergangszeit bis Ende 2014 werde die Truppe weiterhin "vollständig kampfbereit" sein. Damit bleibt Frankreich das einzige größere Nato-Land, das schon 2013 vom Hindukusch abzieht.