Der Besuch der Queen in Hamburg am 28. Mai 1965 löste den Rücktritt des Bürgermeisters aus

"Es war wie im Märchen - nur war alles viel schöner, denn alles war Wirklichkeit." So schrieb das Hamburger Abendblatt über den 28. Mai 1965, als Königin Elizabeth II. und Prinz Philip für zwölf Stunden Hamburg besuchten. 70 000 Menschen auf dem Rathausmarkt jubelten der Monarchin und ihrem Mann auf dem Rathausbalkon zu. Tausende säumten den Klosterstern, als die Queen im offenen Wagen vorbeifuhr. Die Kinder hatten schulfrei.

20 Termine absolvierten die Majestäten in der Hansestadt. Der ausgefallenste: Vom Alsterdampfer "Seebeck" aus verfolgten Elizabeth und Philip eine Segelregatta auf der Alster. Der Sieger Uli Libor erhielt den "Queen Elizabeth Cup" aus königlicher Hand.

Als die königliche Yacht "Britannia" am Abend Hamburg verließ, standen mehr als 200 000 Mensch am Elbufer. Nach den Nationalhymnen spielte das Marine- und Polizeimusikkorps auch noch "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus". Anderntags schwärmte die "Times": "Einen unvergesslichen Abschied bereitete die Bevölkerung Hamburgs der Königin zum Abschluss ihres Besuchs, den man bereits den Staatsbesuch des Jahrhunderts nennt."

Ein eher privates Ereignis geriet durch den Besuch zur hamburgischen Staatsaffäre: Grete Nevermann, Ehefrau des damaligen Ersten Bürgermeisters Paul Nevermann, hatte ihre Teilnahme am Staatsbesuch kurzfristig "aus persönlichen Gründen" abgesagt. Das Ehepaar lebte getrennt, er hatte eine neue Partnerin; und sie wollte nicht aus protokollarischen Gründen die Frau an seiner Seite geben. Ilse Engelhard, die Frau des Zweiten Bürgermeisters Edgar Engelhard, sprang als "First Lady" ein. Paul Nevermann trat ein paar Tage später zurück. Seine Begründung: "Entschlüsse in meinem privaten Lebensbereich haben mich mit meinem Amt in Konflikt gebracht."