Weder der Kapitalismus noch neue Technologien seien eine Lösung für die Umweltkrise

Porto Alegre. Aktivisten, Wissenschaftler und Politiker haben auf dem Weltsozialforum in Porto Alegre vor einer Privatisierung der Natur gewarnt. Der kanadische Gentech-Kritiker Pat Mooney sagte, die großen Wirtschaftskonzerne strebten die totale Kontrolle über die Artenvielfalt an. Doch die Entwicklung seit dem Uno-Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 habe gezeigt, dass weder der Kapitalismus noch neue Technologien eine Lösung für die Umweltkrise darstellten. Auf dem Nachfolgegipfel Rio 20 im Juni müsse sich die Weltbürgerbewegung gegen eine weitere Privatisierung der Natur einsetzen. Rio 20 soll der internationalen Umweltpolitik 20 Jahre nach der großen Uno-Umweltkonferenz von 1992 neue Impulse geben.

Weltweit würden immer noch 70 Prozent der Lebensmittel von Kleinbauern produziert, sagte Mooney. Ebenso befänden sich jeweils 70 Prozent des Wissens über Artenvielfalt und medizinische Heilmittel im Besitz indigener Völker. Die sozialen Bewegungen müssten noch enger zusammenarbeiten, um den Zugriff der Konzerne auf diese Ressourcen abzuwehren, betonte der Wissenschaftler. Der Befreiungstheologe Leonardo Boff betonte: "Mit einem Prozent des Spekulationskapitals von 600 Billionen US-Dollar an der Börse könnten wir die Erde retten." Brasiliens frühere Umweltministerin, Marina Silva, sagte, die Welt befinde sich in einer Zivilisationskrise. Vor dem Rio 20-Gipfel müsse Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ihr Veto gegen das vom Parlament beschlossene Waldgesetz einlegen, forderte Silva. In der jetzigen Form garantiert das Gesetz vielen Waldzerstörern Straffreiheit. Im vergangenen Jahrzehnt kamen in vielen Ländern Südamerikas Mitte-links-Regierungen an die Macht, die wirtschaftsliberale Sparprogramme ablehnen und die Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik ausbauen.

Die in Porto Alegre versammelten Globalisierungskritiker bereiten einen "Gipfel der Völker" vor, der parallel zum Rio 20-Umweltgipfel in Rio de Janeiro stattfindet. Das Weltsozialforum versteht sich als offene Bewegung und bekennt sich in einer Charta zu Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie und Pluralismus. Feste Strukturen werden auf ein Minimum begrenzt.