Fünf Präsidentschaftskandidaten sind in Russland gesetzt. Kann Putin in eine zweite Runde gezwungen werden?

Moskau. Der russische Multimilliardär Michail Prochorow, 46, hat für die Präsidentenwahl am 4. März als fünfter und letzter Kandidat die Zulassung erhalten. Die Zentrale Wahlkommission registrierte den Unternehmer gestern als Bewerber im Rennen um das höchste Staatsamt, wie die Agentur Interfax in Moskau meldete. Laut Umfragen hat der russische Regierungschef Wladimir Putin, 59, der bereits von 2000 bis 2008 im Kreml regierte, die besten Aussichten auf einen Sieg.

Kommentatoren kritisierten in Moskau, dass die Wahlleitung den prominenten liberalen Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski zu der Abstimmung nicht zugelassen hatte. Jawlinski hatte nach offiziellen Angaben im Gegensatz zu Prochorow nicht die für Einzelbewerber nötigen zwei Millionen Unterstützungsunterschriften zusammenbekommen. Etwa ein Viertel der Unterschriften für Jawlinski sei ungültig gewesen. Er ist Mitglied derJabloko-Partei und gilt als entschiedener Putin-Kritiker.

Der Oligarch Prochorow hatte als Wahlziel angegeben, Putin in einen Zweikampf zu zwingen. "Ich hoffe, dass in der Stichwahl Putin und ich antreten", sagte der Unternehmer, der als einer der reichsten Russen gilt. Prochorow, der auch Besitzer des US-Basketballvereins New Jersey Nets ist, hatte direkte Kritik an Putin abgelehnt. Er wies aber zugleich immer wieder Vorwürfe zurück, er sei selbst ein Kremlprojekt, um Protestwähler gegen Putin abzufangen.

Für eine Wahl Prochorows sprachen sich etwa die populäre Schlagerdiva Alla Pugatschowa sowie der auch in Deutschland bekannte Schriftsteller Viktor Jerofejew aus. Der Präsidentenkandidat will in nächster Zeit auch eine Partei gründen, nachdem er unlängst als Chef der Partei Gerechte Sache zurückgetreten war.

Zur Wahl ist neben dem Einzelbewerber Prochorow jeweils ein Kandidat der vier in der Staatsduma vertretenen Parteien zugelassen. Das sind neben Putin von der Regierungspartei Geeintes Russland noch Kommunistenchef Gennadi Sjuganow, der Rechtspopulist Wladimir Schirinowski von der ultranationalistischen Liberaldemokratischen Partei Russlands und Sergej Mironow von der linkskonservativen Partei Gerechtes Russland. Mit Ausnahme der Putin-Partei hatten diese politischen Kräfte bei der Parlamentswahl im Dezember deutlich an Zustimmung gewonnen. Die Putin-Partei hingegen steht in der Kritik, Abstimmungen in Russland für den Machterhalt systematisch zu fälschen.