Brüssel. Im Streit über das iranische Atomprogramm will die EU die Regierung in Teheran mit einem Öl-Embargo an den Verhandlungstisch zwingen. Die EU-Außenminister verboten gestern zum 1. Juli alle iranischen Öleinfuhren in die Europäische Union. "Wir können nicht akzeptieren, dass der Iran nach der Atombombe greift", sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Das Land könne die Sanktionen noch abwenden, wenn es der Welt Einblick in sein Atomprogramm gebe und damit beweise, keine Atomwaffen zu entwickeln. "Ich will, dass der Druck dieser Sanktionen zu Verhandlungen führt", sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Der Iran hatte sich unbeeindruckt von der Sanktionsdrohung gezeigt, obwohl die EU nach China zweitgrößter Abnehmer seines Öls ist.

Gestern forderte Ali Fallahian, ein Mitglied des einflussreichen Expertenrats, einen sofortigen Stopp der Öllieferungen nach Europa. Dies würde einen Preisschock auslösen, sagte der frühere Geheimdienstminister. Der Vize-Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Außenpolitik, Mohammed Kossari, drohte erneut, der Iran werde bei einer Behinderung seiner Ölexporte die Meerenge von Hormus blockieren. Die USA haben bereits einen Flottenverband in die Region entsandt.

In Hamburg ist die Europäisch-Iranische Handelsbank seit Mai 2011 auf der Sanktionsliste. Jede Transaktion wird der Bundesbank zur Genehmigung vorgelegt. Wie ein Sprecher dem Abendblatt sagte, werde der Umsatz des deutsch-iranischen Handels nach minus 20 Prozent im vergangenen Jahr weiter einbrechen. Weil es kein Neugeschäft gibt, soll die Mitarbeiterzahl der Bank von rund 100 auf 25 bis 30 abgebaut werden.

Der Ölpreis stieg nach dem Embargobeschluss kaum. Der Ölexperte der Commerzbank, Carsten Fritsch, erwartet auch keine Preissprünge, solange die Lage friedlich bleibe.