Die Gewalt in Syrien hat ein erstes Todesopfer aus dem Westen gefordert. Ein Journalist des französischen Fernsehsenders France 2 TV wurde in der syrischen Protesthochburg Homs getötet. Beobachter nennt Mission der Arabischen Liga “eine Farce“

Beirut. Die Gewalt in Syrien hat ein erstes Todesopfer aus dem Westen gefordert. Ein Journalist des französischen Fernsehsenders France 2 TV wurde in der syrischen Protesthochburg Homs getötet. Das teilte der Sender mit. Die näheren Umstände des Todes seien unbekannt, hieß es zunächst. Der Journalist Gilles Jacquier sei zum Zeitpunkt seines Todes auf einer von der syrischen Regierung genehmigten Reportagereise durch das Land gewesen. Ein Mitglied seines Teams sei außerdem verletzt worden. Jacquiers Tod ist der erste bekannt gewordene Fall eines getöteten westlichen Journalisten in Syrien seit Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad vor rund zehn Monaten. Die Behörden haben westlichen Medien nach Beginn des Konflikts bis auf wenige Ausnahmen die Einreise verweigert.

Unter Berufung auf Aktivisten vor Ort hatte bereits die in London ansässige Menschenrechtsgruppe Syrian Observatory for Human Rights von einem getöteten westlichen Journalisten und einer weiteren verletzten Person berichtet. Die Gruppe wurde demnach am Mittwoch von Granaten- oder Raketenfeuer getroffen. Soldaten und mutmaßliche Deserteure hatten sich in Homs heftige Gefechte geliefert, so die Menschenrechtsgruppe.

Ein Mitglied des Beobachterteams der Arabischen Liga in Syrien hat derweil aus Protest gegen die dort herrschende Gewalt das Land verlassen. Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden und habe diese nicht verhindern können, sagte der aus Tunesien stammende Beobachter Anwar Malek im Fernsehsender al-Dschasira. Die Anwesenheit der Beobachter habe es dem Regime von Präsident Assad erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. "Ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper", so Malek. "Ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen." Derzeit sind 165 Beobachter der Arabischen Liga in Syrien im Einsatz. Sie sollen die Umsetzung eines von dem Staatenbund vermittelten Friedensplans überwachen. Die Mission sei "eine Farce", so Malek. Die Arabische Liga äußerte sich nicht zu dem Interview. Ein Vertreter erklärte, bislang hätten bereits drei Beobachter ihre Tätigkeit in Syrien unter Angabe gesundheitlicher Probleme niedergelegt.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (Uno) zufolge beläuft sich die Zahl der Toten seit Beginn der regierungsfeindlichen Proteste auf bereits mehr als 5000. Die amerikanische Uno-Botschafterin Susan Rice sagte, die Zahl der Toten sei mit etwa 40 pro Tag noch höher als vor der Ankunft der Beobachter der Arabischen Liga. Dies sei ein klarer Hinweis darauf, dass die syrische Regierung die Gewalt weiter verschärfe, statt sie wie versprochen zu beenden.

Aufruhr gab es gestern zudem durch den Bruch eines Waffenembargos, das EU, USA und die Türkei verhängt hatten. Russland und der Iran liefern weiter Militärmaterial. Vor der Küste von Zypern wurde ein Schiff gestoppt, das Munition aus Russland nach Syrien bringen sollte. Die Türkei fand an ihrer Grenze zu Syrien verdächtige Lastwagen aus dem Iran, die angeblich mit Waffen beladen waren.

Das Schiff habe nach einer gründlichen Prüfung die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, teilte Zyperns Regierungssprecher mit. Allerdings werde der Kapitän nun nicht Syrien ansteuern, sondern ein anderes Ziel. Zuvor hatte der libanesische Sender Radio Free Libanon berichtet, der Frachter, der aus St. Petersburg gekommen sei, habe 60 Tonnen Munition an Bord gehabt und sei auf dem Weg zum syrischen Hafen Latakia gewesen.