Obamas Wahlkampfteam stellt sich schon auf den Multimillionär als Gegner ein

Washington. Mitt Romney ist der überragende und erwartete Sieger in den republikanischen Vorwahlen von New Hampshire. Der frühere Geschäftsmann und Gouverneur von Massachusetts kam in dem kleinen Neuenglandstaat auf 39 Prozent der Stimmen. Nach seinem knappen Sieg in Iowa vor einer Woche bringt ihn der Triumph in New Hampshire der Nominierung durch seine Partei näher. Sollte Romney auch in South Carolina (21.1.) gewinnen, würde der Druck auf seine Mitbewerber wachsen, auf ihre Kandidatur zu verzichten und deren Anhänger auf den Spitzenkandidaten zu verpflichten.

Ron Paul, 76, kam mit 23 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz und vereinigte 40 Prozent der Jungwählerstimmen auf sich. Seine begeisterten Anhänger sind der Neid aller anderen Kandidaten. Dass Paul in der Republikanischen Partei wegen seiner isolationistischen außenpolitischen Ideologie als unwählbar gilt, stört die linken Schwärmer so wenig wie rechtsextreme Milizen, die Paul ebenso unterstützen.

Dritter in New Hampshire wurde mit 17 Prozent der Stimmen Jon Huntsman. Der frühere Gouverneur von Utah hatte sieben Monate lang bei über 170 Veranstaltungen in New Hampshire für sich geworben. Erst in den letzten Tagen gelang es ihm, eine gewisse Aufmerksamkeit zu erregen. Huntsman feierte sein Abschneiden wie einen Erdrutschsieg und versprach weiterzukämpfen. In South Carolina aber hat er schlechte Aussichten: Dort kennt kaum jemand Jon Huntsman. Er hat zehn Tage Zeit, das zu ändern.

Enttäuschend muss der Wahlabend für Newt Gingrich (zehn Prozent) und Rick Santorum (neun Prozent) ausgefallen sein. Beide hatten sich Hoffnungen gemacht, den glatten, in weiten Teilen der republikanischen Partei ungeliebten Multimillionär Romney in Bedrängnis bringen zu können. Zumal der frühere Senator Santorum, der mit einer Handvoll Stimmen Rückstand Zweiter in Iowa geworden war, wohl auf eine Wiederholung seines Erfolgs spekulierte. Und niemand hatte Romney giftiger angegriffen als Newt Gingrich, der frühere Fraktionschef im Repräsentantenhaus. Es hat sich für ihn nicht ausgezahlt, Romney, einst Chef des Investmentunternehmens Bain Capital, als einen kaltblütigen Vernichter von Arbeitsplätzen zu brandmarken.

Gingrich bediente sich des Vokabulars linker Kritiker, auf das auch Rick Perry zurückgriff: Der Gouverneur von Texas beschrieb Romney und Bain Capital als "Aasgeier, der in den Bäumen sitzt, bis das Unternehmen siech ist, und dann zuschlägt und den Kadaver ausweidet". Barack Obama und die Demokraten konnten genießen, wie selbstverständlich Republikaner ihren "Klassenkampf" inszenierten.

Der strahlende Sieger Romney war als Erster vor die Kameras getreten. Auf einer Bühne, die mit seine Familie gefüllt war - neben Ehefrau Ann fünf Söhne mit Gattinnen und ein Schwung der 16 Enkel -, ließ er sich feiern. Gegen Ende seiner Rede wehrte sich Romney gegen die Angriffe auf seinen Leumund als Geschäftsmann. "In den vergangenen Tagen haben wir erlebt, wie einige verzweifelte Republikaner sich auf Obamas Seite geschlagen haben", sagte er hämisch. "Dies ist ein Makel unserer Partei und schlecht für unser Land. Unsere Nation hat schon einen Führer, der uns mit der bitteren Politik des Neides spaltet." Aber weder Gingrich noch Rick Perry haben angedeutet, dass sie ihre Angriffe bereuen oder beenden wollen.

Romneys Erfolg ist umso beeindruckender, hat der Multimillionär doch gelegentlich Mühe, den richtigen Ton vor Amerikanern zu treffen, die um ihre Jobs und Renten bangen.

Gingrich kündigte "sehr dramatische Programme" an, die Washington revolutionieren würden, und schwor, in South Carolina weiterzukämpfen. Nicht zuletzt weil eine Fünf-Millionen-Dollar-Spende eines Kasino-Moguls in Las Vegas ihm über Nacht das nötige Geld verschafft hatte. Nicht minder begeistert sprach Rick Santorum von seinen unvermindert guten Chancen. Er werde seine Botschaft nach South Carolina tragen und auf die Weisheit der Wähler vertrauen.

Lauter Sieger also. Nur Rick Perry, der auf New Hampshire verzichtet hatte und lediglich auf ein Prozent der Stimmen kam, unterließ die Selbstgratulation zu einem umwerfenden Erfolg. Romney bleibt der einzige Sieger, der zählt. Er hat das Geld, die Erfahrung, die Geschmeidigkeit als Wahlkämpfer und die Schlagfertigkeit in Debatten, um die Nominierung seiner Partei zu erringen. Das Wahlkampfteam um Barack Obama bereitet sich seit Monaten auf Romney vor. Dort hält man für entschieden, worum die Republikaner noch über Wochen ringen könnten.