Im Wahljahr dreht sich das Personalkarussell im Weißen Haus weiter

Washington. Der bisherige Haushaltsdirektor im Weißen Haus, Jack Lew, wird im Jahr der Wahl neuer Spitzenberater und engster Mitarbeiter von US-Präsident Barack Obama. Der neue Stabschef habe sein "absolutes Vertrauen", sagte Obama und hob vor allem den wirtschaftlichen Sachverstand des 56-jährigen Lew hervor: "Sein wirtschaftlicher Rat ist unschätzbar." Lew verfügt über langjährige politische Erfahrung. Er war mehr als zehn Jahre der innenpolitische Berater des damaligen Sprechers des Repräsentantenhauses, Tip O'Neill. Später arbeitete Lew als stellvertretender Außenminister unter Obama. Er war bereits unter US-Präsident Bill Clinton Haushaltsdirektor im Weißen Haus.

Lew genießt in der demokratischen Partei deutlich höheres Ansehen als sein Vorgänger William Daley, dem viele in der Partei zu enge Beziehungen zur Wirtschaft und eine zu schwache Gangart gegenüber den Republikanern vorwerfen. Lew werden wegen seiner bisherigen Tätigkeit hervorragende Kontakte zum US-Kongress nachgesagt.

Lews Vorgänger Daley hatte nach nur einem Jahr im Amt das Handtuch geworfen und offiziell private Gründe für seinen Rücktritt angegeben. Dabei gilt es unter Beobachtern in Washington als ausgemacht, dass der 63-Jährige an seiner Aufgabe scheiterte. Offenbar ist Daley nicht das Kommunikationsgenie, das für den Posten des Stabschefs benötigt wird. Daley trat im Januar 2011 das Amt als Nachfolger des bestens im Kongress vernetzten Rahm Emanuel an, der ausschied, um Bürgermeister von Chicago zu werden.

Seit Barack Obamas Amtsantritt im Januar 2009 haben diverse hochrangige Berater, Spitzenpolitiker und hohe Militärs ihren Hut genommen. Afghanistan-Kommandeur Stanley McChrystal ging nach abfälligen Bemerkungen über US-Regierungsmitglieder und die Militärstrategie. Mitten im Kampf um die Stärkung der US-Konjunktur erklärte im September 2010 Obamas ökonomischer Chefberater Lawrence Summers seinen Rücktritt. Im Februar 2011 ging auch die Energieberaterin des Präsidenten, Carol Browner. Im selben Monat nahm der als enger Vertrauter Obamas geltende Präsidentensprecher Robert Gibbs seinen Hut. Im April dieses Jahres löste CIA-Direktor Leon Panetta den bereits von George W. Bush ins Pentagon geholten Verteidigungsminister Robert Gates ab.