Kuala Lumpur. Unter dem Jubel seiner Anhänger ist der malaysische Oppositionsführer Anwar Ibrahim vom Vorwurf homosexueller Kontakte freigesprochen worden. Der Oberste Gerichtshof in Kuala Lumpur begründete den Spruch gestern mit unzureichenden Beweisen. Anwar war angeklagt, gleichgeschlechtlichen Sex mit einem ehemaligen Mitarbeiter gehabt zu haben. Homosexuelle Kontakte können in Malaysia mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden.

Anwar hat stets seine Unschuld betont und erklärt, der Prozess sei politisch motiviert. Nach dem Urteil sagte er, nun habe er den Spielraum, die Regierungskoalition in den nächsten Wahlen herauszufordern. Anwar gilt als vielversprechender Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten. Die Opposition hatte der Regierung vorgeworfen, die Vorwürfe konstruiert zu haben.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in New York begrüßte den Freispruch, erklärte aber, es hätte gar keine Anklage geben dürfen. Der frühere stellvertretende Ministerpräsident Anwar war bereits im Jahr 2000 unter Vorwürfen homosexueller Kontakte zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Ein höheres Gericht hob das Urteil auf. Anwar hatte auch diese Vorwürfe zurückgewiesen.