Ilker Basbug soll Putsch gegen Ministerpräsident Erdogan geplant haben

Istanbul. Der einst mächtige Ex-Generalstabschef der türkischen Armee, Ilker Basbug, ist wegen angeblicher Putschpläne gegen die islamisch-konservative Regierung festgenommen worden. Basbug werde die Führung einer Terrororganisation und Propaganda gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) kritisierte die Festnahme scharf. Nach einem siebenstündigen Verhör in Istanbul wurde Basbug in das 80 Kilometer entfernte Hochsicherheitsgefängnis in Silivri übergeführt und in Untersuchungshaft genommen. Er ist der ranghöchste Offizier, der beim Vorgehen der Justiz gegen mutmaßliche nationalistische Verschwörer im Staatsapparat bisher festgenommen worden ist. Basbug gilt als westlich geprägter Militär, der unter anderem an der britischen Militärakademie in Sandhurst und am Nato-Defence-College in Rom ausgebildet wurde. Später hat er in leitender Funktion als Chief Logistics and Intelligence Departments im Nato-Hauptquartier SHAPE in Mons bei Brüssel gearbeitet.

Basbug war von 2006 bis 2010 Generalstabschef und soll Drahtzieher einer Internetkampagne zur Diskreditierung der Regierung sein. Bisher wurden etwa 400 Verdächtige festgenommen, die Teil eines als Ergenekon bezeichneten Netzwerkes sein sollen. Die Inhaftierung Basbugs könnte dazu führen, dass führende Offiziere in dem wichtigen Nato-Land Türkei zurücktreten.

Rund um das Ergenekon-Netzwerk gibt es viele weitere Ermittlungsverfahren, die bereits seit fünf Jahren laufen. Mehrere Hundert Beschuldigte, darunter höhere Offiziere, Anwälte, Akademiker und Journalisten wurden in diesem Zusammenhang angeklagt. Auf der "Todesliste" des im Untergrund arbeitenden Netzwerks sollen unter anderen der Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk und der in Istanbul residierende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. stehen, für deren Ermordung man islamistische Kräfte verantwortlich machen wollte.

Der Ergenekon-Fall gilt als Teil eines Machtkampfs zwischen der Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Erdogan, die Wurzeln in einer verbotenen islamistischen Partei hat, und dem säkularen Establishment um Offiziere, Politiker, Journalisten und Anwälte. Kritiker werfen Erdogan vor, die Ergenekon-Ermittlungen zur Schwächung der an Trennung von Staat und Religion orientierten Armee und von politischen Gegnern zu nutzen.