Der neue Präsident holte fast 70 Prozent der Stimmen. Doch viele Kolmbianer verpassten die Wahl, weil sie lieber Fernsehen schauten.

Bogotá. Der konservative frühere Verteidigungsminister Juan Manuel Santos (58) hat die Stichwahl um das kolumbianische Präsidentenamt haushoch gewonnen. Für den Vertrauten des populären Amtsinhabers Alvaro Uribe stimmten nach Angaben der zentralen Wahlkommission 69,05 Prozent der Wähler. Das war das beste Wahlergebnis für einen Präsidenten in der Geschichte der kolumbianischen Demokratie.

In seiner Siegesrede dankte Santos Uribe. „Dies ist auch ihr Triumph“, sagte er vor etwa 5000 jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Bogotá. „Die Kolumbianer haben heute massiv dafür gestimmt, sein Programm fortzusetzen“, betonte er und legte sich damit zugleich in wesentlichen Punkten seiner künftigen Regierungspolitik fest. Santos übernimmt das höchste Staatsamt am 7. August für vier Jahre.

Sein Kontrahent, der unabhängige Kandidat der kleinen grünen Partei, Antanas Mockus (58), erhielt nur 27,52 Prozent. Mockus gratulierte dem Wahlsieger und wünschte ihm Erfolg. Er versprach eine faire Opposition, die zur Kooperation bereit sei. Santos hatte schon in der ersten Wahlrunde am 30. Mai mehr als doppelt so viele Stimmen wie Mockus erzielt und fast im ersten Anlauf gewonnen.

Der Philosoph und Mathematiker Mockus hatte mit seiner Forderung nach mehr Bildung und Ethik in der Politik vor der ersten Wahlrunde zeitweise in den Umfragen vor Santos gelegen. Uribe gratulierte sowohl Santos als auch Mockus.

Die Wahl wurde von Gewalt und einer extrem niedrigen Beteiligung von nur etwa 45 Prozent überschattet. Mitglieder der marxistischen Rebellengruppe „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) erschossen nach neuen offiziellen Angaben in der Provinz Meta zwei Soldaten, die Wahlunterlagen in einen abgelegenen Ort transportieren sollten.

Weitere sieben Polizisten seien in einem Minenfeld in der Provinz Norte de Santander nahe der Grenze zu Venezuela umgekommen. Ebenfalls in Meta tötete das Militär sechs FARC-Rebellen, die nach Angaben der Behörden Anschläge planten. Insgesamt waren 350.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz, um einen geordneten Wahlverlauf zu sichern.

Santos nahm die FARC von seinem Aufruf zu nationaler Einigkeit und für ein „Ende des Hasses“ ausdrücklich aus: „Die Zeit der FARC ist abgelaufen. Kolumbien lässt den Alptraum der Entführungen und der Gewalt hinter sich. Wenn sie weiterhin terroristische Methoden anwenden, wenn sie weiterhin das Volk angreifen, wird es keine Gespräche geben“, warnte er. Zugleich forderte er die Rebellen auf, alle Geiseln ohne Vorbedingungen freizulassen. Damit lag er ganz auf der Linie von Uribe, dessen große Popularität vor allem auf den kompromisslosen militärischen Kampf gegen die Rebellen zurückgeht.

Von den knapp 30 Millionen Wahlberechtigten gingen nur etwa 12 Millionen zur Abstimmung. Die Einschätzung, dass Santos ohnehin gewinnen würde, nannten politische Beobachter als wichtigsten Grund für die Wahlmüdigkeit. Zudem habe trübes Regenwetter und die Übertragung des WM-Spiels Brasilien-Elfenbeinküste die Wahlbeteiligung gedrückt.